■ Mit der Ölförderung auf du und du
: Weniger ist nicht mehr

Berlin (taz) – Auf der arabischen Halbinsel brauchen die Scheichs zwar nur einen Stock in den Wüstensand zu stecken, um an Erdöl zu kommen. Doch nützt ihnen der natürliche Reichtum nicht mehr viel. Der Rohölpreis verfällt seit Anfang 1998 beständig und lag in den Wintermonaten zuletzt bei rund 10 Dollar pro Barrel (159 Liter). In den vergangenen zwei Wochen war der Preis immerhin auf knapp über 11 Dollar gestiegen, doch ist das den Erdölstaaten in der Opec immer noch zu wenig. Sie streben 21 Dollar für ein Barrel ihres hochwertigen Rohöls an. Die Ölminister von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten haben daher beschlossen, ihre Förderung zu drosseln. Denn weniger Öl, so ihre Überlegung, müßte den Preis hoch treiben. Saudi-Arabien, mit rund acht Millionen geförderten Barrel am Tag der größte Ölproduzent der Welt, wird ab dem 1. April 585.000 Barrel weniger pumpen. Die Vereinigten Emirate, mit 2,15 Millionen Barrel der zweitgrößte Förderer, drosselt seine Produktion täglich um 157.000 Barrel. Die Ölminister wollen ihre Entscheidungen auf der Konferenz der erdölexportierenden Länder (Opec) am Dienstag in Wien ihren Kollegen der anderen Mitgliedsstaaten mitteilen.

Immerhin ist der Barrel-Preis für das konkurrierende Nordseeöl schon auf über 13 Dollar gestiegen. Experten rechnen jedoch damit, daß geringere Förderquoten der Opec nicht weiterhelfen. Denn wie hoch oder niedrig auch immer die Quoten in der Vergangenheit waren, haben sich die Kartellstaaten doch eh nicht daran gehalten und gefördert, wieviel ihnen beliebte.

Damit haben sie den Preis nach unten getrieben und die Macht des Kartells geschwächt. Außerdem gibt es momentan zu viel Öl auf dem Weltmarkt. Die Abnehmerländer in Asien liegen wegen der wirtschaftlichen Krise danieder, die Bewohner der nördlichen Halbkugel haben im jüngsten warmen Winter weniger verbraucht, als von der Opec erhofft. Außerdem hat die Opec Konkurrenz aus Lateinamerika, Rußland und den in der Nordsee fördernden Staaten bekommen.

Und langsam machen sich auch die Bemühungen der Industriestaaten bemerkbar, den Ölverbrauch zu senken. Neue Kraftwerke werden zudem mit Gas betrieben werden, als mit Opec-Öl. Rohölexperten rechnen daher in Zukunft mit fünf Dollar für das Barrel. ufo