Geht er oder nicht und wie geht's weiter?

Viele Fragen und wenig Fakten in neuer Führungskrise beim HSV  ■ Von Eberhard Spohd

Als alle glaubten, er habe seinen Arbeitsplatz endgültig gerettet, gab Frank Pagelsdorf den Spekulationen neue Nahrung. „Ich glaube nicht, daß ich unter diesen Voraussetzungen noch beim Hamburger SV arbeiten kann“, äußerte sich der Trainer des Hamburger SV nach dem 1:0-Erfolg bei Hansa Rostock am Sonntag abend. „Das muß er uns erklären“, zeigte sich der Vereinsvorsitzende Rolf Mares gestern überrascht. Da traf es sich prächtig, daß der Vorstand sich gestern ohnehin turnusgemäß auf der Geschäftsstelle im Hamburger Volksparkstadion traf und den Coach einfach dazulud. Ursprünglich sollte eine sportliche Zwischenbilanz gezogen werden. Nun mußte Pagelsdorf zu den Gerüchten Stellung nehmen, er werde Cheftrainer bei Tennis Borussia Berlin.

Der Zweitligist mit Aufstiegsambitionen, auf der Suche nach einem Nachfolger für den geschaßten Hermann Gerland, hat einen Favoriten: Frank Pagelsdorf eben. Jan Schindelmeiser, Vorstandsmitglied bei Borrussia Berlin, wollte das gestern nicht bestätigen: „Ich werde zu Namen von Trainern keine Stellung beziehen.“ Inoffiziell wurde jedoch bekannt, daß sich Pagelsdorf und der Berliner Verein so gut wie einig seien. Dem HSV würde ein freiwilliger Abschied Pagelsdorfs eine Menge Geld sparen. Angeblich bekäme der Coach im Falle eines Rauswurfs zwei Millionen Mark Abfindung. Dagegen steht einer Kündigung von seiten des Angestellten nichts im Wege: Pagelsdorf, der schon im vergangenen Sommer mit einem Engagement bei Borussia Dortmund geliebäugelt hatte, hat eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, die am 31. März ausläuft.

Fest steht, daß das Durcheinander um seine Person den sensiblen Pagelsdorf nachdenklich gemacht hat. Der 41jährige ist seit eineinhalb Jahren beim HSV unter Vertrag. Von Anfang an stellte er klar, daß er auf einen Neuaufbau der Mannschaft setzt. Innerhalb von drei Jahren, so sein Versprechen damals, werde der Traditionsverein wieder im UEFA-Cup vertreten sein. Das ist einigen Hanseaten nicht schnell genug.

So träumte Rolf Mares bei seinem Amtsantritt im Oktober vorigen Jahres davon, schon nach dieser Saison wieder in einem internationalen Wettbewerb vertreten zu sein. Damals stand der HSV auf dem vierten Platz in der Fußball-Bundesliga. Inzwischen rutschte er auf den zehnten Rang ab, Pagelsdorf verkrachte und versöhnte sich wieder mit Sportchef Holger Hieronymus und startete mit einem Unentschieden und drei Niederlagen in die Rückrunde.

Ob Pagelsdorf auch beim nächsten Heimspiel gegen den SC Freiburg am 3. April noch auf der Bank sitzt, war gestern abend noch nicht klar. Die Vorstandssitzung endete erst nach Redaktionsschluß.