„Supergefrustet abgezogen“

■ Werder-Fans beschwerten sich auch gestern wegen Ärger um Pokalkarten

Stunk in der Werder-Fangemeinde: Schwarzmarkt-Händler, so die bittere Klage von Bremens Dauerkartenbesitzern, hätten in Massen Karten für das DFB-Pokal-Endspiel gegen Bayern München aufgekauft – und Werder Bremen tue jetzt ganz so, als sei überhaupt nichts geschehen.

Am vergangenen Sonntag hatten sich schon früh die Dauerkartenbesitzer vor dem Weser-Stadion versammelt, um auf ihre Stammkarte eines der Billets für das Endspiel am 12. Juni in Berlin zu ergattern. Denn klar war: Für Bremens 20.000köpfiges Stammpublikum waren insgesamt nur gut 17.000 Berliner Plätze reserviert. Die Fan-Klagen, die noch am gleichen Sonntag Radio Bremen erreichten, aber hatten eine andere Tendenz: Scharen von Schwarzmarkthändlern seien mit bis zu 400 Stammkarten angerückt und hätten in Nullkommanix die begehrten Eintrittskarten aufgekauft.

Alles falsch, hieß es dazu gestern umgehend von Seiten Werder Bremens – es habe nur einen Käufer gegeben, der mit rund sechzig Stammkarten angerückt sei, so Geschäftsführer Wolfgang Barkhausen: Von 8 bis 17 Uhr sei er am Sonntag dabeigewesen „und nicht ein einziger Schwarzhändler war da“. Empörung löste die Werder-Stellungnahme bei Jutta Reichelt aus, als sie sie gestern auf der Werder-Homepage las: „Hunderte von Leute haben das doch so erlebt“, beschwerte sich Jutta Reichelt gestern bei der taz und wollte gar nicht verstehen, daß „die bei Werder sich trauen, das jetzt einfach so zu behaupten“.

„Da waren jede Menge Leute“, so erinnerte sich die DauerkartenBesitzerin, „die riesige Kontingente gekauft haben.“ Und an der Kasse seien ihnen diese auch noch in einer ganz unglaublichen Geschwindigkeit ausgegeben worden: „Ich zumindest hätte die Stammkarten, mit denen die da ankamen, nicht so schnell zählen können – geschweige denn, sie auf ihre Echtheit kontrollieren.“ So seien denn auch an zwei Kassen die Läden runtergegangen, bevor sie und ihr kleiner Fan-Kreis sich in der Schlange auch nur einen Meter voranbewegt hätten. „Viele jüngere Fans, die sich nur die billigeren Karten leisten konnten, sind mit Tränen in den Augen abgezogen.“

Schockiert von „diesen unterschiedlichen Wahrnehmungen“ fordert Werder-Sprecherin Marita Hanke die beiden Frauen jetzt auf, „sich doch unbedingt bei Werder zu melden“. Daß Schwarzmarkthändler im Spiel gewesen seien, will sie auch gar nicht grundsätzlich anzweifeln; anders als im Werder-Newsletter von Sonntag sieht sie aber keine rechtliche Handhabe gegen die Leute: „Die kann man höchstens wegen Steuerhinterziehung rankriegen.“ ritz