Peter Unfried
: Tor für Deutschland

■ Kein Wort mehr über Ribbeck, selbst wenn Großer Mund mein Ohr abschneidet

* Oskar war Schnellzeichner bei Dalli-Dalli.

Das größte Arschloch weit und breit, da wird mir der geschätzte Leser sicher recht geben, ist Old Shatterhand. Es gibt wenige Figuren der Literaturgeschichte, die einem widerlicher sein müßten als dieser bigotte, eitle, prätentiöse Schlaumeier (in dem sich die Allmachtsphantasien seines Schöpfers spiegeln, dieser getretenen sächsischen Kreatur, Anm. von Blabla). Bruder Scharlie ist ein unerträglicher Besserwisser. Warum weiß er alles besser? Er behauptet ja, weil er so klug ist, so scharfäugig und scharfsinnig und so prima kombinieren kann. Die Wahrheit ist natürlich: Er weiß alles besser, weil er das Ende kennt. Er weiß alles besser, weil seine Logik die Geschichte bestimmt – und für Kerle wie, sagen wir, den Yuma-Häuptling Großer Mund immer nur die Dummkopf-Rolle bleibt.

(In etwa genauso verhält es sich in der Regel auch mit dem Scharfsinn jener Helden, die Notizen verfassen über Ereignisse, die sich abspielen in zweimal der Zeit, welche die Bleichgesichter 45 Minuten nennen.) – (nur für internen Gebrauch! Unbedingt vor Veröffentlichung löschen!)

*

„Heilige Tnj Szwcznk!“ So einen liederlichen Fluch stößt man natürlich nur aus, wenn richtig Furchtbares auf einen zukommt. Also das EM-Qualifikationsspiel der DFB-Fußballer am Samstag in Nordirland. Ist es schon wieder soweit? Eigentlich und rechterdings ja – aber eine seltsame Müdigkeit hat einen befallen, beim Gedanken, schon wieder das ganze Arsenal aufzufahren, also die Hinweise auf die fehlende Viererkette, der fehlende Neuanfang, der fehlende Spielaufbau, das fehlende Alles außer dem ewigen Beharren aufs Gestern, das den deutschen Fußball sogar weit hinter Berti...

Abschlaffendere Wirkung hat vermutlich tatsächlich nur noch der neueste Playboy. Selbst das Anhängen des fiesen „(38)“ an „Lothar Matthäus“ macht keinen richtigen Spaß mehr.

Schweig.

Okay, S.I.R.

Es ist ein echtes Problem: Was soll man zum DFB und dem von ihm zum „Teamchef“ ernannten Erich Ribbeck sagen? Teamchef in Anführungszeichen setzen? Das Zitat vom „Faselhans von Leverkusen“ zum Jubiläumseinsatz auflaufen lassen? Da gähnt inzwischen selbst der Ausschnittdienst des Kölner Stadtanzeigers. Höhnisch wie ein Yuma-Häuptling „vorsichtig formuliert“ die Kompetenzweifel seiner letzten Arbeitgeber einstreuen vor dem (diese kleine Pointe darf nie fehlen) Rentendasein auf Teneri... ja, so richtig beschwingt ist das alles nicht mehr.

Soll man nicht das Ganze seinen Abgang gehen lassen und dazu schweigen? Die Leute wollen das eh nicht mehr hören und könnten irgendwann aus Langeweile anfangen, mit den Falschen zu sympathisieren.

Schweig!

Jawoll. Es fällt nur schwer, da man ausnahmsweise sicher sein kann, daß man richtig liegt.

Schweig, du Hund!

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Seit Tagen erscheint mir im Traum der Große Mund (Lewinsky! Anm. von Arno Schmidt). Unter seinem Federschmuck erkenne ich das Grinsen von Ribbeck. Er spricht: „Du sollst dick und fett und stark werden, damit du die Qualen, welche dir bestimmt sind, doppelt lange zu ertragen vermagst. Gebt diesem Hunde zu fressen.“ Dann geben sie dem Hund zu fressen. Und dann kommen die Qualen. Ich muß dem DFB-Team zusehen. Uff. So muß es sich anfühlen, wenn einem die Muskeln durchstochen werden, die Nägel von den Fingern und Zehen gerissen, wenn die Augen zerstochen, die Ohren abgeschnitten werden und man bei lebendigem Leibe skalpiert wird. Genauso, wie wenn Andreas Möller das Heft in die Hand nimmt.

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Aber jetzt schweige ich. Von mir Hund hört ihr kein einziges Wort.

„Wenn die Mannschaft nicht mehr gut zusammenspielt, muß man eine neue Mannschaftsaufstellung suchen.“ (Oskar)*