Das Portrait
: Freigiebiger Intrigant

■ Fabian Alarcón

Die Vorwürfe gegen den ambitionierten Politiker sind nicht neu. Schon während seiner Regierungszeit wurde Fabian Alarcón vorgeworfen, daß er es in Geldangelegenheiten nicht allzu genau nimmt. Vor kurzem wurde der ehemalige ecuadorianische Präsident unter Korruptionsverdacht verhaftet. Er soll während seiner Amtszeit über 1.000 Parteigenossen auf den Gehaltslisten seiner Regierung geführt haben, die nie zur Arbeit erschienen.

Wieviel die Geisterarbeiter Ecuador gekostet haben, ist noch unklar. Alarcón aber will kämpfen: „Ich werde mit meiner ganzen Kraft meine Ehre verteidigen, ich renne nicht weg“, kündigte er in einem Interview an.

Kämpfen hat er gelernt – intrigieren auch. Alarcón ist ein Politiker, der es stets vermied, sich zu Politik zu äußern. Statt dessen ist er darauf bedacht, nirgends anzuecken und sämtlichen Interessensgruppen das Wort zu reden. Als er 1996 von den zerstrittenen großen Parteien des Landes zum Parlamentspräsidenten ernannt wurde, fiel die Wahl deshalb auf ihn, weil er bis dahin ein Politiker der zweiten Reihe war. Ein Abgeordneter einer kleinen Partei, so dachten damals die Vertreter der großen, würde ihnen schon nicht in die Quere kommen.

Doch der Jurist und Politologe verstand es hervorragend, sich im Sumpf der ecuadorianischen Politik zurechtzufinden. Als im Februar 1997 nach einem langen Generalstreik der damalige Präsident Abdalah Bucaram wegen „geistiger Unzulänglichkeit“ vom Kongreß abgesetzt wurde, hatte Alarcon seine Hände mit im Spiel. Zwar trat er zunächst zurück, als Vizepräsidentin Rosalia Arteaga meinte, daß ihr das höchste Staatsamt zustehen würde. Doch zwei Tage später hatte Ecuador schon wieder einen neuen Präsidenten: Fabian Alarcón.

Das Parlament hatte ihn mit knapper Mehrheit zum Interimspräsidenten gekürt. Bis zu dem Amtswechsel im August 1998 sollte er die Staatsgeschäfte weiterführen. Einen Volksentscheid darüber, ob im Amt bleiben solle oder nicht, wischte er per Dekret vom Tisch.

Noch als Präsident wurde er von der Abgeordneten der Demokratischen Linken, Cecilia Calderon, wegen des Verdachts der Korruption angezeigt. Dabei kam er auch ohne seine Geisterarbeiter das Land teuer zu stehen. Nach seiner nur 18 Monate langen Amtszeit fand sich in der Staatskasse ein Defizit in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar. Ingo Malcher