Kreml-Führung verstrickt in neue Korruptionsfälle

■ Schweizer Generalstaatsanwältin ermittelt in Moskau gegen Baufirma

Moskau (AFP) – Die russische Führung ist neuen schweren Vorwürfen ausgesetzt. Während die Schweizer Generalstaatsanwältin Carla del Ponte gestern in Moskau eintraf, um Licht in eine Korruptionsaffäre um eine Schweizer Baufirma zu bringen, warf ein KP- Abgeordneter Präsident Jelzin vor, IWF-Gelder in Milliardenhöhe veruntreut zu haben. Zuvor hatten Fahnder Büros ranghoher Kreml-Mitarbeiter durchsucht. Generalstaatsanwalt Juri Skuratow hatte die Ermittlungen angestoßen und war offenbar daraufhin zum Rücktritt gedrängt worden.

Der Chef des Schweizer Bauunternehmens Mabetex, Behgjet Pacolli, wies Vorwürfe zurück, für lukrative Aufträge Schmiergeld an russische Staatsbedienstete gezahlt zu haben. Skuratow hatte angedeutet, daß die Ermittlungen auch engste Mitarbeiter Jelzins betreffen. Skuratows Rücktrittsgesuch war in der vorigen Woche überraschend vom russischen Oberhaus abgelehnt worden. Daraufhin wurde den Medien ein Video mit Sexspielen Skuratows zugespielt, um ihn zu diskreditieren. Mabetex- Chef Pacolli bezeichnete Vorwürfe gegen seine Firma, an der Verbreitung des Videos beteiligt gewesen zu sein, als „reine Behauptungen“. Bereits im Januar hatten Schweizer Behörden auf Bitten Skuratows Geschäftsräume von Mabetex in Lugano durchsucht. Pacolli wollte nicht ausschließen, daß der Skandal benutzt wird, um die Zahlung ausstehender Rechnungen in Höhe von rund 450 Millionen Mark zu umgehen.

Unterdessen warf der kommunistische Abgeordnete Wiktor Iljuschin Jelzin und seiner Familie vor, knapp die Hälfte eines IWF- Kredits im August 1998 auf ein australisches Privatkonto überwiesen zu haben. Der IWF hatte eine Kredittranche für Rußland von knapp 8,6 Milliarden Mark freigegeben. Kürzlich hatten US-Regierungsmitarbeiter vermutet, ein Teil des Geldes sei möglicherweise in dunklen Kanälen verschwunden.