„Das hält niemanden ab“

■ Erik Mahnkopf war Sprayer, heute leitet er eine legale Graffiti-Agentur in Berlin

taz: CDU und FDP wollen das Strafrecht so geändert sehen, daß Graffiti-Malereien als „Verunstaltung“ strafbar werden. Verunstalten Sprayer die Wände, die sie besprühen?

Erik Mahnkopf: Sprayer gestalten die Wände. Dabei klammern sie die Besitzfrage bewußt aus. Damit hat die CDU ein Problem.

Viele Graffitis sind schlichtweg häßlich. Mit „Gestalten“ hat das oft nichts zu tun.

Das Gesetz hält die Hardliner nicht vom Sprühen ab. Es könnte nur sein, daß die Graffitis schlechter werden und einen destruktiveren Charakter bekommen, weil die Leute weniger Zeit zum Malen haben. Das Gesetz unterstützt die Jugendlichen, die nur schnell ihre Namen sprühen. Und nicht diejenigen, die mit aufwendigeren Bildern ihre Umgebung gestalten.

Was würde sich durch das von CDU und FDP vorgeschlagene Gesetz ändern?

Das Gesetz ändert nur etwas im Kopf des Jugendlichen. Für ihn heißt das: nicht mehr bunt und schön malen, sondern nur noch zurückschlagen. Das ist wie ein Katz-und-Maus-Spiel ohne Ende. Ich denke, daß nur der Täter-Opfer-Ausgleich etwas bringen könnte. Wenn mehr Leute ihre Schmierereien selbst beseitigen müßten, könnte sie das daran hindern, irgendwo einfach nur ihr Kürzel hinzusprühen.

Die Grünen wollen mehr Flächen ausweisen, die man legal besprühen kann. Hilft das etwas?

Ja. Wenn mehr freie Flächen da wären, würde das etwas Aggression aus der Szene rausnehmen.

Interview: Till Ottlitz