■ Soundcheck
: Tarkan

Gehört: Tarkan. Der Blick funkelt, die Hüfte kreist, und für einen Moment lüftet Tarkan sogar das Hemd, als er seinen Ohrwurm „Hepsi senin mi?“ singt. „Gehört alles dir?“ fragt der 26jährige Superstar der türkischen Popszene. Hunderte von Teenies verstehen die Botschaft und signalisieren kreischend, daß sie sich angesprochen fühlen. Denn: Können diese Augen lügen?

Mehr als 1000 Besucher – in erster Linie türkische Mädchen in Ausgehgarderobe – war der Spaß am Freitag abend im G1 satte 65 Mark wert: Sie bekamen, was sie erwartet hatten: Tarkan im Mantel mit Leopardenfellmuster, Tarkan mit Sonnenbrille, Tarkan im Trockennebel, Tarkan mit lausbübischem Biß auf die Unterlippe. Und: Hits, Hits, Hits – zum Mitsingen, Mitklatschen und Mittanzen.

Ein Großteil des orientalischen Flairs wurde dabei aus dem Keyboard gezaubert. Selten zitierte die zehnköpfige Band traditionelle Arabesk-Musik oder türkische Klassik, was offenbar ganz den Geschmack des Publikums traf. Das famose Zithersolo etwa löste nur halb so viel Begeisterung aus wie die Gniedeleinlage des langmähnigen Gitarristen, der seine Kippe lässig an den Hals des Instruments geklemmt hatte. All das geriet jedoch zur Nebensache, wenn Tarkan Gassenhauer wie „Simarik“ anstimmte. Schwächen? Gewiß, das Konzert hatte in der zweiten Hälfte Längen, und der Sound war oft breiig. Zwei Lieder, bei denen auch noch ein albernes Aerobic-Pärchen auf der Bühne herumtrampelte, klangen zudem verdächtig nach Konserve. Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch: Singen kann der Mann. Und er ist die zarteste Versuchung seit es Türk-Pop gibt. Jan Möller