Für Kinder an die Macht

■ Familien-Partei in Hamburg gegründet. Ihr Ziel: 2000 Mark Erziehungsgehalt

„Das wird teuer“, nickt Parteichef Manfred Schubert zufrieden. „Ganz teuer.“ Rund 57 Milliarden Mark werde es den Staat kosten, wenn er und seine GenossInnen an die Macht kämen. Soviel wäre erforderlich, um Vätern oder Müttern, die ihren Job knicken und zu Hause bleiben, bis die Kinder groß sind, ein Erziehungsgehalt zu zahlen. Dafür will sich der Hamburger Landesverband der „Familien-Partei Deutschlands“ einsetzen, den Schubert am Freitag abend in Wilhelmsburg gegründet hat.

Dem Volk die teure Idee nahezubringen, „wird bestimmt schwierig“, gibt der frischgewählte Parteivorsitzende zu. Nicht jeder will schließlich das buchdicke Gutachten lesen, in dem erklärt wird, wie das Erziehungsgehalt – 2000 Mark pro Mutter und Monat – finanzierbar wäre. Zudem, weiß Schubert, „ist es nie leicht, den Leuten klarzumachen, daß die Zukunft nicht das liebe Geld ist“. 16 Jahre CDU-Herrschaft hätten ihre Spuren hinterlassen in den bundesdeutschen Gemütern; die Union „hat die Familienpolitik nach unten getrieben“, klagt der dreifache Vater. In den nächsten Monaten werden er und seine ParteikollegInnen daher „viele Sachen machen“, die ihre Popularität steigern – durch Bezirke tingeln, zu Info-Abenden laden und sich in laufende Debatten einmischen. Ob es um Baugenehmigungen, Verkehrspolitik oder den Krieg in Jugoslawien geht, ist egal, erklärt Schubert, „weil wir zu jedem Thema eine Meinung haben“.

Die deckt sich mal mit den Ansichten der SPD, mal mit denen der Grünen. Politisch verortet sich die Partei irgendwo zwischen den Hamburger Koalitionspartnern SPD und GAL; „auf jeden Fall aber weit weg von rechts“. Mitglieder sind Ehepaare mit oder ohne Nachwuchs, aber auch alleinerziehende Männer und Frauen. „Familie“, erklärt Schubert, „bedeutet ja nicht nur Vater, Mutter, Kind“.

Der Parteichef selbst engagiert sich, „obwohl ich garantiert nicht mehr vom Erziehungsgehalt profitieren werde“. Seine Tochter ist 14, der älteste Sohn 23 Jahre alt; der einzige, auf den es aufzupassen gilt, ist der Hund der Familie. juw