: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
8 MM USA 1998, R: Joel Schumacher, D: Nicolas Cage, Joaquin Phoenix
„Ein Paradebeispiel dafür, wie ein Drehbuch aus dem Ruder laufen kann. Bis zur letzten halben Stunde ist dies ein solider Thriller über einen Privatdetektiven, der herausfinden soll, ob auf einem Schmalfilm, den eine reiche Witwe im Tresor ihres eben verstorbenen Mannes findet, wirklich eine junge Frau ermordet wurde. Aber plötzlich gibt es da einen völlig unglaubwürdig und grotesk wirkenden Anruf des Detektiven bei der Mutter des Opfers, beide weinen sich minutenlang etwas vor, und von diesem Moment an kann man keine Szene des Films mehr ernstnehmen. Man ist nur noch peinlich berührt darüber, daß man bis hier hin dem Regisseur auf den Leim gekrochen ist. Joel Schumacher hat mit der Brechstange versucht, den Plot jenen archetypischen Mythen anzugleichen, nach denen in Hollywood so gerne die Skripts gestrickt werden. Aber selbst Nicolas Cage kann mit all seiner Schauspielkunst den kruden Übergang vom toughen Detektiven zum Übermenschen nicht kaschieren, und so säuft der Film schließlich unrettbar in unfreiwilligen Lachern ab.“ (hip) CinemaxX, UT-Kinocenter, Gloria (Del)
Aimée & Jaguar Deutschland 1999, R: Max Färberbock, D: Maria Schrader, Juliane Köhler, Heike Makatsch
„Deutschland 1943: Die lesbische Jüdin Felice (Maria Schrader) lebt im Untergrund, arbeitet bei einer Zeitung und verführt die vierfache Mutter Lilly Wurst (Julianne Köhler). Die Geschichte ist wahr, Frau Wurst, 85, lebt heute in Berlin. Der Film leidet an Eitelkeit und Pathos. Julianne Köhler aber, Theaterbesuchern ohnehin ein Begriff, ist als sture, treue Musterdeutsche eine Entdeckung. (Der Spiegel) CinemaxX, Gondel, UT-Kinocenter, Ziegelhof (Ol)
Arlington Road USA 1999, R: Mark Pellington, D: Jeff Bridges, Tim Robbins
„Arlington Road spielt in einem der feineren Vororte von Washinton DC, wo der verwitwete Geschichtsprofessor Faraday mit seinem neun Jahre alten Sohn lebt. Neue Nachbarn, der Architekt Oliver Lang, seine Frau und ihr 10jähriger Sohn, ziehen ein und eine Freundschaft entwickelt sich. Eine lange, unheilvoll wirkende Einstellung läßt ahnen, daß Michael, der Kurse in Terrorismus gibt, tief verstört ist, besessen von Verschwörungstheorien, und daß Olvier eine zweifelhafte Vergangenheit hat, vielleicht sogar einen Bombenanschlag auf ein Justizgebäude in St. Louis geplant und ausgeführt hat. Ist Michael nur paranoid, oder hat der glatte Oliver Schlimmes mit seinem Nachbarn vor? Dies ist ein sehenswerter Beitrag zu dem vertrauten Genre der „Verschwörungs-Thriller“. Aber die Konstruktion macht es notwendig, daß wir alles mit Michaels Augen sehen, und so bleibt der interessanteste Charakter des Films, Oliver, leider unerforscht - eine mysteriöse Chiffre.“ (The Observer) CinemaxX, UFA-Palast
Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John
„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – braucht sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den Special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zidi allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)
B
Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz
In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg
C
Carnival of Souls USA 1962, R: Herk Harvey, D: Candance Hilligoss, Frances Feist / Originalfassung ohne Untertitel
„Nur eine Stunde, nachdem ihr Auto von einer Brücke stürzt, steigt die junge Mary wieder aus den Fluten: aber sie und alles um sie herum wirkt jetzt seltsam, unheimlich und leblos. Phantome erscheinen ihr in Fenstern und Spiegeln - in einem Busbahnhof und auf der belebten Straße bemerkt sie keiner der vielen Passanten, und selbst wenn ihre Mitmenschen sie sehen, reagiert sie wie unter Hypnose. Schauerliche Kräfte ziehen sie immer stärker zu einem verlassenen Vergnügungspavillion am Ufer des Salt Lake. All das hat Regisseur Herk Harvey in sehr kunstvoll elegantem Schwarzweiß gedreht. Nicht als Teenie-Horror-Schocker, sondern als anspruchsvolle Filmkunst, die eher an Bergman und Antonioni als an „Die Nacht der lebendigen Toten“ erinnert. Lange Passagen, in denen nur seltsame Orgelklänge zu hören sind, schaffen eine gespenstische Stummfilmatmosphäre. Harvey war ein Avantgardist und sein Film ging bei Doppelvorstellungen in Autokinos sang- und klanglos unter. Er wurde danach kaum noch gezeigt, aber auch während der 28 Jahre, in denen es fast unmöglich war, „Carnival of Soul“ zu sehen, stieg unter Filmbuffs sein Renomme als Kultfilm in erstaunliche Höhen.“ (hip) Kino 46
Celebrity USA 1998, R: Woody Allen, D: Kenneth Branagh, Melanie Griffith, Leonardo DiCaprio
„Schwieriger Fall, dieser neue Woody-Allen-Film: Alles schon dagewesen, aber immer noch gut. Der Stoff ist nach wie vor unterhaltsamer und intelligenter als das meiste, was wir sonst zu sehen kriegen, immer noch gibt es die derzeit angesagtesten Stars in frische Rollen (hier : Di Caprio und Winona Ryder), wir können uns wie sonst den unterhaltsamen Neurosen schöner Frauen in voyeuristischem Interesse nähern, und wir sehen uns in Allens Filmen immer noch selbst zu: mit unseren moralisch fragwürdigsten Seiten. Der Film mit 242 Sprechrollen und 5128 Statisten beschäftigt mehr Personal als jeder seiner Vorgänger, Prominente geben sich für Gastauftritte die Klinke in die Hand. Das Ergebnis wirkt etwas übererregt. Es ist brilliant, trotzdem sieht es aus, als sei es gleichsam im Vorbeigehen gedreht, mit rauen Strichen gezeichnet - als Skizze, nicht als Gemälde, und mit Stereotypen, nicht mit realen Personen. Es ist auch kein Zufall, daß die typische Allen-Figur hier von Kenneth Branagh gespielt wird, diesem Schauspieler, der das Kunststück fertigbringt, authentisch einen ganzen Film lang die typischen Woody-Allen-Dialoge in vollendet verwirrter Hektik abzusondern und dabei nicht ein einziges Mal komisch zu wirken.“ (epd-film) Schauburg
Central Station Bras/Frkr 1997, R: Walter Salles
„Mit Gott folge ich meinem Schicksal“ steht auf dem Schild an einem Lastwagen, mit dem die ehemalige Lehrerin Dora und der 9jährige Josue durch Brasilien reisen. Sie sind auf der Suche nach Josues Vater. Ein wunderschönes, poetisches Roadmovie.“ (TV-Spielfilm) Atlantis
D
Düstere Legenden USA 1998, R: Jamie Blanks, D: Alicia Witt, Jared Leto
„Ein naher, aber nicht ganz so cleverer Verwandter der „Scream“-Familie: Moderne Mythen sind der Aufhänger dieser Metzelmär. Kennt man hierzulande Schauer-Stories á la „die Spinne in der Yuccapalme“, ist's in der USA eben der Axt-Mörder auf der Rückbank oder jener unheimliche Anrufer, der sich bereits im selben Haus befindet. Mit solcherlei Gruselgags vertreiben sich in diesem Film Studenten an einer US-Uni die Abende, bis ihnen die schalen Späße eines Tages im Halse steckenbleiben, weil irgendein Witzbold die Geschichten in die Tat umsetzt und ein schönes, junges Wesen nach dem anderen ins gepflegte Uni-Gras beißt. Die gar nicht mal üble Idee, den Mords-Reigen auf diese Weise zu legitimieren, hatte ein 22jähriger Filmstudent, die Regie vertraute man einem unbescholtenen 26jährigen Australier an. So ist wohl zu erklären, daß trotz kühler Kosten-Nutzen-Analyse (Teenies + Killer + Ironie - Produktion = immer noch großer Reibach) „Düstere Legenden“ einen so frischen Eindruck macht“ (TV-Spielfilm) CinemaxX
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Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant
In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio
E-M§il für Dich USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan
„Seit „Schlaflos in Seattle“ gelten Tom Hanks und Meg Ryan als Dream-Team des Biedersinns. Nun spielen sie zwei Buchhändler, die sich erbittert Konkurenz machen, aber im Internet unwissentlich eine innige Freundschaft pflegen. Die beiden Schauspieler zappeln mit geöltem Charme durch das Remake des Lubitsch-Klassikers „The Shop around the Corner“. Trotzdem fehlt dieser Romanze ein wenig Herzblut, da halfen auch nicht die paar Millionen Dollar, mit denen der Online-dienst AOL den Film gefördert hat.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter
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Fear and Loathing in Las Vegas USA 1998, R: Terry Gilliam, D: Johny Depp, Bencio Del Ricci
„In der vollen Lobby eines Hotels in Las Vegas verzieht sich das Gesicht einer Frau, Touristen verwandeln sich plötzlich in eine böshafte Ansammlung von Eidechsen. Diese Szenen, eines von den vielen Tableaus in Hunter S. Thompsons brillanter Explosion von verbalen Psychedelia, wurde von Tery Gilliam mit einer Werktreue zu der halluzinatorischen Bilderwelt des Autors verfilmt, die man bisher für unmöglich hielt. Aber hier ist alles in seinem herrlichen Geisterbahn-Horror: die größte sinnliche Annäherung an einen LSD-Trip, die je in einem Mainstream-Film erreicht wurde.“ (New York Times) Cinema
Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen
Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. (hip) Cinema
Das 5. Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm
„Die Außerirdischen in diesem Film sind das Rührendste, was seit E.T. auf der Leinwand zu sehen war. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indian-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“ (taz) Filmstudio
G
Der Garten des Sergiu Celibidache Deutschland 1998, R: S. I. Celibidache
„Zu Lebzeiten hat er sich geweigert, daß seine Musik auf Tonträger aufgezeichnet wird. Nun hat der Sohn des berühmten Dirigenten Sergiu Celibidache die Spätzeit seines Vater dokumentiert. Der übertriebenen Nähe zum Interviewten begegnet der Sohnemann damit, daß er Celibidaches Lehrsätze über die Phänomenologie der Musik zum Leitfaden des Films macht. „Der Garten des Sergiu Celibidache“ ist jedoch nicht nur für Musikologen gedacht. Eine Reihe von Konzertausschnitten, besonders das Mozart-Requiem und die 9. Symphonie von Anton Bruckner, zeigen den Meister in eindringlichen Szenen mit dem Taktstock.“ (taz) Cinema
Godzilla USA 1998, R: Roland Emmerich, D: Matthew Broderick, Jean Reno
"Size matters“ lautet der gelungene Werbeslogan für Roland Emmerichs Godzilla-Geschichte. Leider hat er sich ein bißchen zu strikt daran gehalten. Der schwäbische Hollywood-Regisseur macht aus dem legendären Monster eine seelenlose Riesenfigur. Auch Jean Reno und Matthew Broderick können die sterbenslangweilige Geschichte kaum retten - „Jurassic Park“ für Arme.“ (Der Spiegel) UT-Kino
Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter
„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney-Film: ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonioe wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das Eltern ihre Kinder beneiden. Spielbergs „Antz“ sehen da ziemlich alt aus.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall-Kinos (Ol)
Gustaf Gründgens Faust Deutschland 1960, R: Peter Gosrski, D: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg
„Wer wissen will, woran die neuste Inszenierung des Bremer Theaters sich messen lassen muß, sollte sich diese zwar eher dröge abgefilmte dafür mit Spitzenschauspielern besetzte Theateraufführung des Klassikers antun. Gustaf Gründgens inszenierte diese damals enthusiastisch gefeierte Version des Stückes im Deutschen Schauspielhaus und spielte darin natürlich mit dem Mephisto auch die Rolle seines Lebens. Der Film wirkt heute doch sehr verstaubt, aber das Charisma von Gründgens schimmert immer noch durch.“ (hip) Atlantis
H
Happiness USA 1998, R: Todd Solondz, D: Jane Adams, Dylan Baker, Lara Flynn Boyle, Ben Gazzara
„Eine schwarze Satire über die Suche dreier Schwestern nach dem persönlichen Glück. Doch statt diesem finden sie Einsamkeit und erschreckende menschliche Tragödien und Abgründe. Der Film ist eine atemberaubende Mischung aus Humor und Horror, ein Hochseilakt der Gefühle, der am Schluß, trotz der ernsten Themen, die der Film anschneidet, mit einem hoffnungsvollen Twist endet.“ (Zoom) City, Casablanca (Ol)
Hot Dogs - Wau, wir sind reich Deutschland 1999, R: Michael Schoemann
„Zeichentrick aus deutschen Landen hat nicht nur einen guten Ruf, sondern sogar schon so etwas wie eine Tradition. Auch wenn fünf Hunde und ein Papagei als Erben eher untraditionelll wirken.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kinos (Ol)
I
Independence Day USA 1996, R: Roland Emmerich, D: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum
„Emmerich bedient sich unverfroren und geschickt bei den Erfolgsrezepten aus früheren Blütezeiten des Genrekinos. Dabei ist er immer noch ein recht simpler Erzähler, der ohne jede Ironie zitiert, im Finale so viel wie möglich herumballert und am liebsten an seinen Spezialeffekten bastelt. Aber all das verselbständigt sich hier nicht wie in „Godzilla“ und seinen früheren Filmen, sondern wird durch ein smartes Drehbuch und die durchweg erstklassigen Schauspieler veredelt. Gerade Emmerichs Naivität war viellecht der Grund dafür, warum „Independence Day“ solch ein sensationeller Erfolg wurde.“ (hip) CinemaxX
K
Die kleine Zauberflöte Deutschland 1997, R: Kurt Linda
„Er wird es nicht leicht haben, der Zeichentrickveteran Kurt Linda (“Das kleine Gespenst“) mit seiner Trickfilmversion der gleichnamigen Mozart-Oper. Im Vergleich zur geballten Animantionsmacht aus Übersee wirkt sein Märchen auf angenehme Art altmodisch - fast wie ein Scherenschnitt.“ (TV-Spielfilm) Kino 46
Die Konferenz der Tiere Deutschland 1969, R: Kurt Linda
„Der Menschenkinder wegen beschließen die Tiere auf einer dazu einberufenen Konferenz Maßnahmen zum Schutz des Friedens und der Menschlichkeit und zwingen die Erwachsenen, diese Vorschläge zu verwirklichen. Zeichntrickfilm nach Erich Kästner, phantasievoll animiert und musikalisch gut arrangiert.“ (Lexikon des internationalen Films) Filmstudio
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Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly
„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) Europa
Late Show Deutschland 1999, R: Helmut Dietl, D: Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres, Jasmin Tabatabai
„Dietl, seit „Schtonk“ und „Rossini“ deutscher Meister der subtilen Gemeinheiten, hält auch in seiner dritten Kinosatire das gewohnte Niveau, spielt gekonnt mit allen Klischees über die TV-Welt der Quoten und Quatschköpfe, ohne ihnen jemals auf den Leim zu gehen. Die Besetzung ist wie immer handverlesen, einschließlich der beiden Nichtschauspieler in den tragenden Rollen: Harald Schmidt legt als wieseliges Manager-Wrack ein glänzendes Debüt hin, Thomas Gottschalk wächst einem als blaublütiger, idealistischer Strahlemann richtig ans Herz. Und wer außer Dietl würde auf die Idee kommen, als lederverschnürten Moderator eines Erotik-Talks („Sex mit Ziegen“) den dicken Dieter „Sperling“ Pfaff zu wählen?“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter
Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi
„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) Atlantis, Casablanca ((Ol), Lindenhof (Wildeshausen)
Lulu on the Bridge USA 1998, R: Paul Auster, D: Harvey Keitel, Mira Sorvino
Ganz schlimm! Nach den Erfolgen als Drehbuchautor von „Smoke“ und Co-Regisseur bei „Blue in the Face“ wurde der Schriftsteller Paul Auster tollkühn und inszenierte sein nächstes Drehbuch gleich selber. Dabei war er so heillos überfordert, daß selbst Harvey Keitel und Vanessa Redgrave bei ihm hölzern und blaß wie Schauspielschüler wirken. Die Überraschung ist aber, daß sogar die Dialoge, die ja eigentlich Austers Stärke sein sollten, erschreckend banal und langweilig klingen. Und wenn dieses unentschlossene Spiel mit Motiven aus dem Mythos von der „Büchse der Pandora“ und dem entsprechenden Film mit Louise Brooks auch noch mit einer literarischen Schlußpointe endet, die Auster platt aus einer Kurzgeschichte von Ambrose Bierce geklaut hat, stört das am Schluß kaum noch - Egal wie, man ist nur noch dankbar, wenn der Film aufhört. Paul Auster muß jetzt schnell einige verteufelt gute Romane schreiben, um wieder ernstgenommen zu werden. (hip) City, Ziegelhof-Kinos (Ol)
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Meschugge Deutschland 1998, R: Dani Levy, D: Dani Levy, Maria Schrader
„Neo-Nazis haben einen Brandanschlag verübt – und bringen dadurch ein dunkles Familiengeheimnis ans Licht. Die Neo-Nazis kommen zwar davon, dafür aber wird am Ende ein Alt-Nazi dingfest gemacht. Dazwischen liegen der Tod einer Jüdin, der Beginn einer vielleicht unmöglichen Liebe und eine detektivische Schnitzeljagd über zwei Kontinente. Von Anfang an legt „Meschugge“ eine hohes Tempo vor und weckt große Erwartungen und Neugier, doch der Film will zuviel: Liebesgeschichte, Thriller und Geschichtsbewältigung kommen sich immer wieder in die Quere.“ (tip) City
My Name is Joe Großbritannien 1998, R: Ken Loach, D: Peter Mullan, Louise Goodall / Originalfassung mit Untertiteln
„Das Beste an dieser Fußballmannschaft sind noch die Namen auf den Trikots: Müller, Overrath, Netzer - die einst so glorreiche deutsche Nationalmannschaft kann in der schottischen Bezirksliga kein Spiel gewinnen. Kein Wunder, denn statt in den deutschen 70ern spielt „My Name in Joe“ in den schottischen 90ern, und der Franz Beckenbauer dieses Films ist ein glatzköpfiger Dicker, der unbeholfen über das Spielfeld kullert. Einige Arbeitslose aus dem ärmsten Stadtteil von Glasgow spielen hier in der schlechtesten Fußballmannschaft Schottlands, und man muß schon ein feiner Kerl sein, wenn man solch eine Mannschaft trainiert. Wenn Joe Kavanagh in den ersten Minuten des Films nichts anderes macht, als sich mit seinen Jungs herumzuärgern, dann hat Ken Loach ihn uns so schnell und nachdrücklich ans Herz gelegt, daß wir ihm für den Rest dieser Mischung aus Sozialportrait und Liebesgeschichte feste die Daumen drücken.“ (hip) Kino 46
N
Natural Born Killers USA 1994, R: Oliver Stone, D: Woody Harrelson, Juliette Lewis
„Als „pfiffige Satire“ bezeichnete ein Kollege damals diesen Film in der Bremer taz, aber damit war er nur einer von vielen, die den Sprüchen von Stone auf den Leim gekrochen waren. Die Medienschelte ist in „Natural Born Killers“ nur ein dünnes Deckmäntelchen, und Stone präsentiert die Gewalt mindestens ebenso knallig, bunt und unterhaltsam wie die Fernsehsender, die er zu kritisieren vorgibt. Mit all den filmischen Tricks zeigt er im Grunde nur eins: Die Massenmörder Mikey und Malory sind cool. Die bösen Buben Hollywoods von Peckinpah bis Tarantino sind bisher immer ehrlich für ihre merkwürdigen Vorlieben eingestanden, aber der heuchlerische Zyniker Stone beweist in erster Linie mit diesem Film, daß er ein talentiertes Arschloch ist.“ (hip) Filmstudio
Neues von uns Kindern aus Bullerbü Schweden 1987, R: Lasse Hallström, D: Linda Bergström
„Weitere Geschichten um die Mädchen und Jungen im schwedischen Dorf Bullerbü am Ende der 20er Jahre, entstanden nach den Erinnerungen von Astrid Lindgren. Eine bezaubernde, liebenswerte Beschwörung bedrohter Qualitäten des Kindseins, die weitgehend auf Dramatik verzichtet und einen sinnlichen Eindruck von Glücksmomenten und möglichem Miteinander vermittelt.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
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Patch Adams USA 1998, R: Tom Shadyac, D: Robin Williams, Monica Potter
„Sage noch einer, nur deutsche Studenten seien zu alt: Robin Williams, 46, Hollywoods wandelndes Helfersyndrom, spielt den Medizinstudenten Patch, der kranken Kindern den Clown macht und seine Professoren zum Narren hält. Aber auch die Zuschauer nimmt der Film offenbar nicht für voll: Einen kauzig-liebenswerten Gutmenschen kann Williams inzwischen auch unter Narkose spielen; seinen Auftritt hier dürften nicht einmal Fans mit Schauspielkunst verwechseln. Das Drehbuch krankt an einer Überdosis Pathos, und Kunstfehler unterlaufen offenbar nicht nur Medizinern (Regie: Tom Shadyac). Eigentlich müßte der ganze Film dringend in die Notaufnahme - wären da nicht die Kostüme: Williams' Hemden sind von so ausgesuchter Scheußlichkeit, daß es eine wahre Freude ist.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall-Kinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
Payback USA 1999, R: Brian Helgeland, D: Mel Gibson, Gregg Henry, Maria Bello
„Der Gangster Porter (Mel Gibson) wird erst gelinkt, dann stirbt seine Frau an einer Überdosis – und ihr Mann will nur noch Rache. Diese Variation des Lee-Marvin-Thrillers „Point Blank“ schwelgt in Brutalität und Selbstironie. Spannung kommt allerdings kaum auf, denn schnell wird klar: Außer Gibson sind alle Beteiligten Idioten und werden daher umgehend erschossen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Passage (Del), Wall-Kino (Ol), Solitaire-Kino (Westerstede)
Pleasantville USA 1998, R: Gary Ross, D: Tobey Maguire, Jefee Daniels, Joan Allen
„Pleasantville ist die idealtypische Heile-Welt-Kleinstadt aus einer amerikanischen TV-Familienserie der fünfziger Jahre, also vorbildlich adrett, zuckersüß, spießig. Und natürlich schwarz-weiß. Nun aber tragen zwei Teenager aus der Fremde den frischen Geist von Neugier, Aufbegehren und Sinnlichkeit in das keimfreie Idyll und o Wunder: In dem Maße, wie ihr Widerstand ansteckt, werden Menschen und Objekte farbig. Mit ebensoviel spielerischer Ironie wie tricktechnischer Finesse beginnt so das Regie-Erstlingswerk des geschätzten Drehbuchautors Gary Ross vergnüglich surreal zu glühen und zu blühen. Als Polit-Parabel, die den Sieg der Farbe über ein repressives Schwarz-Weiß-Weltbild wie einen Befreiungsakt feiert, übernimmt sich der Film ein wenig; als verspielte Farce jedoch bleibt er ein Glückstreffer.“ (Der Spiegel) Schauburg, Wall-Kino (Ol)
Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler
„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Cassablanca (Ol)
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Rush Hour USA 1998, R: Brett Ratner, D: Jackie Chan, Chris Tucker, Chris Penn
„Jackie Chan als Hongkonger Kripobeamter in Hollywood, der mit einem schwarzen Chaoten-Cop einen Entführungsfall löst. Der Kung-Fu-Artist wartet in der klamaukigen Actionkomödie wie gewohnt mit allerhand akrobatischen Bravournummern auf, für die Komik ist diesmal vor allem sein US-Kollege Chris Tucker zuständig, als großspuriger Maulheld mit einer noch größeren Klappe als Cassius Clay. Dabei ist die ulkige Darstellung der beiden Typen nie diffamierend, sondern zuweilen wirklich witzig, etwa wenn des komische Paar Edwin Starrs Soul -Klassiker „War“ anstimmt, bevor es in die Schlacht tänzelt.“(tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Lindenhof (Wildeshausen)
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Der schmale Grat USA 1998, R: Terence Malick, D: Jim Caviezel, Sean Penn, Nick Nolte
„Ein Kriegsfilm wie bisher noch keiner. Terrence Malick kombiniert Action-Kampfszenen von der amerkanischen Invasion im Pazifik mit elegischen Rückblenden, in denen sich die Soldaten bessere Welten konstruieren. Dabei erzählt Malick, der hier mehrere Off-Stimmen einsetzt, von Sinnlosigkeit und Heldentaten zugleich. Ohne „entscheidende“ Episode geht die Schlacht weiter. „Der schmale Grat“ fragt nicht nach den Gründen für einen Krieg, auf den Amerika mit gutem Gewissen zurückblickt. Er handelt von Männern im Krieg, von unterschiedlichen Reaktionen und Ängsten. Von unvereinbaren Träumen und Erinnerungen, vom Blut auf leuchtend grünen Gräsern.“ (tip) Filmstudio
Schwarze Katze, Weißer Kater Deutschland 1998, R: Emir Kusturica, D: Bajram Severdzan
„Kann man auch aus dem Komödienstadel großes Kino machen? Bei Emir Kusturicas neuem Film fehlt scheinbar jeder politische Anspruch, jede tiefschürfende Aussage. Einen Spaß wollte er seinen Zuschauern, und wohl auch sich machen, und so ist in „Schwarze Katze, Weißer Kater“ alles auf die Lacher und die pittoresken Details ausgerichtet. Strenge Kritiker werfen ihm dies natürlich auch ganz schnell vor, aber warum soll Kusturica nicht mal mit all seinem filmischen Können und der Liebe zu grotesken Figuren, die ihn schon immer auszeichnete, einen Zigeunerschwank inszenieren? Natürlich blitzen da in fast jedem Mund die goldenen Zähne auf, und die Musikanten schrammeln ständig auf ihren Fiedeln herum, aber Kusturica treibt die Stereotypen des Zigeunerlebens so virtous auf die Spitze, daß dabei ein ganz eigener, bei allen Streitereien wunderschöner und vitaler Mikrokosmos entsteht. Und wer außer Kustirica hätte solch ein zugleich saukomisches und symbolisches Bild finden können wie das Schwein, daß an der Biegung einer Straße langsam ein Auto frißt – natürlich einen Trabant.“ (hip) Filmstudio
Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell
„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit. In einem Tierhotel trifft Babe eine Zirkus-Familie von Affen, zu dem ein cooles Schimpanzsen-Paar und ein mürrischer Orang Utan gehören. Die Tiere, die mit dunkler Ironie reden, strahlen die reale Depression von langjährigen Zirkus-Akrobaten aus. Es gibt auch einen jähzornigen Terrier, dessen arthritische Hinterbeine auf Rädern laufen und eine Horte von Bulldoggen, die es auf Schweineschinken abgesehen haben. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber der emotionale Grundton dieses Films ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die Kinder wohl eher verwirren werden. Der Regisseur, George Miller, drehte meistens von unten, aus der Perspektive der kleinen Tiere, und mit der Intensität von Zeichentrickfilmen.“ (New Yorker) CinemaxX, Schauburg
Seite an Seite USA 1998, R: Chris Columbus, D: Julia Roberts, Susan Saradon
„Wie Julia Roberts und Susan Sarandon als unabhängiges Yuppie-Mädel und abgehalfterte Frust-Glucke aufeinander losgehen, mag Fans des hochkarätigen Schlagabtauschs unter Stars animieren, doch über Standardsituationen trivialster Art kommt der Film nicht hinaus. Die Krebserkrankung der Älteren etabliert Melodramatik pur, und Ed Harris als Kerl zwischen den Fronten wird vollends zur Nebensache, wenn Siegerin und Verliererin des Damen-Duells händchenhaltend unterm Weihnachtsbaum sitzen.“ (tip) Filmstudio
Serial Lover Frankreich 1998, R: James Huth, D: Michelle Laroque, Albert Dupontel
„Zu Beginn glaubt man sich in einer Beziehungskomödie. Gleich drei Liebhaber hat die attraktive Claire am Vorabend ihres 35. Geburtstages zum Essen eingeladen mit dem Ziel, die Anzahl aufs monogame Normalmaß zu reduzieren. Wie sich bald zeigt, bietet Claires luxuriöses Maisonette-Appartment ungeahnte Möglichkeiten zufälliger Todesursachen. Innerhalb weniger Minuten kommen die Männer auf skurrile Weise ums Leben, und das Beziehungslustspiel mutiert in eine temporeiche, schwarze Komödie. Wie „Delicatessen“ von Caro/Jeunet lebt auch „Serial Lover“ von der überschäumenden makabren Phantasie und einem surrealen Flair, daß sich vor allem in der stilisierten und farbenprächtigen Ausstattung niederschlägt.“ (Bremer) Schauburg, Casablanca (Ol)
Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush
Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man0 eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. Natürlich hilft es, wenn man seinen Shakespeare einigermaßen kennt und weiß, wer Elisabeth I, Christopher Marlowe oder John Webster waren. Aber der große Erfolg des Films bei den US-Amerikanern, die ja nicht gerade dafür bekannt sind, daß sie ständig den Barden zitieren, zeigt, daß es darauf in dieser historisch – romantischen Komödie erst in zweiter Linie ankommt. (hip) Schauburg, CinemaxX, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)
Sitcom Frankreich 1998, Francois Ozon, D: Evelyne Dandry, Francois Marthouret, Marina de Van
„Jean hat offenbar seine Familie erschossen. Rückblende, einige Monate zuvor: Ein scheinbar normales Familienleben, alles geht seinen gewohnten Gang. Bis Jean eines Tages eine Ratte mitbringt und Sohn Nicolas mit einer ersten Hiobsbotschaft bei gemeinsamen Abendessen herausrückt – er sei homosexuell. Für Mutter Hélène ein Schock, Jean nimmt es gelassen wie alles um ihn herum. Ozon hält das Brennglas gezielt auf den Mikrokosmos der Bourgeoisie und erlaubt sich hierbei, eine Ratte als kathartisches Moment einzusetzen. Ihm geling es dabei hervorragend, hinter den äußeren Bewegungsabläufen die innere Konstitution der Charaktere zu reflektieren, mittels subtil-grotesker Dialoge und durch absurde Situationskomik, die oftmals in Tragik umkippt. Ozons Film ist weit mehr mehr als eine bitterböse schwarze Komödie.“ (Kinofenster) Cinema
Die Sonne, die uns täuscht Rußland/Frankreich 1994, R: Nikita Michalkov, D: Nikita und Nadia Michalkov, Oleg Menschikov
„Einen Sommertag in einer typisch russischen Datscha-Idylle aus der Stalin-Ära beschreibt Michalkov mit einer detailverliebten Ausführlichkeit, die den Zuschauer für lange Zeit in einem angenehm schläfrigen Zustand versetzt. Mit kleinen Irritiationen, die mit der Zeit immer beängstigender werden, untergräbt Michalkov diese Idylle. So kommt ein geheimnisvoller Gast in die Datscha, um dort langsam und systematisch den strahlenden Sowjethelden Sergej vom Sockel zu stürzen. Schleichend ändert sich so der Grundton des Films, denn es wird immer klarer, wie allgegenwärtig die Macht des stalinistischen Systems ist und wie zerbrechlich das familiäre Glück des Sergej Kotow. Wenn sich später ein kleines Mädchen ganz unschuldig darüber freut, ein paar Meter in dem Auto mitfahren zu dürfen, in dem ihr Vater zum Verhör abgeholt wird, ist dies solch ein Knalleffekt, daß er schon sehr gut vorbereitet wirken muß, um nicht zu offensichtlich und peinlich zu wirken,. Aber auch hier stolpert Michalkov nicht, und so endet der Film, der als gemütliche Gesellschaftskomödie beginnt und sich langsam als politische Allegorie entpuppt, schließlich als hochdramatisches Gefühlskino.“ (hip) Kino 46
Der Staatsfeind Nr. 1 USA 1998, R: Tony Scott, D: Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight
„Spannender Überwachungs-Paranoia-Thriller. Was du auch machst, sie sehen dich. Tony Scott montiert effektvoll verschiedene Aufnahmematerialien zusammen - Filmszenen, Überwachungsvideobänder, Fotos, Satellitenbilder - und stellt die Handlung abwechselnd aus der Sicht des Gejagten und der Jäger dar. Der Gejagte ist ein sympathischer, selbstbewußter Yuppie, und seine Verfolger sind keine bösartigen Verbrechertypen, sondern intelligente Technokraten ohne große Skrupel, denen ihr Job offensichtlich Spaß macht.“ (tip) Filmstudio
T
Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris
Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, all seine Freunde, Arbeitskollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. „Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) Filmstudio
Twelve Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
„Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System, und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viel irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller.“ (hip) Filmstudio
Y
You've Got Mail USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan / Originafassung ohne Untertitel
Originaltitel und -fassung von „E-M§ail für Dich“ Kurzkritik siehe dort UFA-Palast
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