Spaßguerilla will Kreuzberger Karfreitagsruhe stören

■ KPD/RZ ruft zur Generalmobilmachung auf und klagt gegen Feiertagsverordnung

Der Krieg kommt auch nach Kreuzberg. Alle wehrfähigen Personen sollen sich bei den zuständigen Musterstellen der jeweiligen Kriegspartei einschreiben. Pazifistische Gefühlsduseleien sind abzulegen. In einer „Kriegsflugschrift“ ruft die „Kreuzberger Landwehr“ – der seit Jahren in Gründung befindliche militärische Flügel der „Kreuzberger Patriotischen Demokraten/Realistisches Zentrum“ (KPD/RZ) – zur „Generalmobilmachung anläßlich der Eröffnung des neuen Multiplex-Krieges auf dem Balkan“ auf. Treffpunkt ist um „13 Uhr 60 Ortszeit“ am Heinrichplatz in Kreuzberg. „Vorgesehen ist ein Marsch zum Kriegerdenkmal Baerwaldstraße, um dieses von Friedensparolen zu säubern“, heißt es weiter, „geeignete Werkzeuge zur Beseitigung von hartnäckigen Befleckungen sind mitzuführen!“

Ob die „Wahlkriegskundgebung“ überhaupt stattfindet, war gestern aber noch unklar. Denn nach der „Feiertagsschutzverordnung“ dürfen an besonders geschützten Feiertagen wie dem Karfreitag nur „dem Anlaß angemessene“ Veranstaltungen stattfinden. Die Polizei will für diesen Tag nur einen Schweigemarsch erlauben. Dagegen wird die KPD/RZ vor Gericht ziehen.

Denn für die Spaßpartei mit dem Umfang einer Wohngemeinschaft ist seit den Nato-Angriffen in Jugoslawien Schluß mit lustig: „Wer ,A‘ sagt, muß auch ,ttacke‘ sagen“, heißt es in dem Aufruf unter dem Titel: „Zu den Waffen!“ Jetzt müsse Blut fließen, „knüppelhageldick“. In der„Kriegsflugschrift“ führt die KPD/RZ „Vorteile“ und „Segnungen“ eines Krieges an. Unter Punkt 1 heißt es: „Krieg ist gut für das menschliche Miteinander.“ Mit leuchtendem Beispiel geht die Kreuzberger Spaßguerilla voran, indem sie sich mit ihren erbittertsten Gegnern zusammentut: Den „Friedrichshainer Amorphen Zentralisten“ (FAZ), einer in Gründung befindlichen Partei, die zur Bezirksverordnetenwahl antreten will.

B. Bollwahn de Paez Casanova