Banales Ende einer bizarren Karriere

■ Sachsens umstrittener Stasi-Beauftragter Siegmar Faust stolpert über Porno-Affäre

Dresden (dpa) – Ende einer schillernden Karriere: Der sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Siegmar Faust, muß wegen einer banalen Affäre seinen Hut nehmen: Mit seinem Bürocomputer soll sich der 54jährige auf Staatskosten Pornos aus dem Internet auf den Bildschirm geholt haben. Das Justizministerium suspendierte Faust inzwischen vom Dienst und leitete ein Disziplinarverfahren ein. Faust selbst schweigt zu den Vorwürfen.

Im Landtag fordern inzwischen alle Fraktionen Fausts Rücktritt. Die CDU-Fraktion, die zusehends widerwilliger ihre Hand über ihn gehalten hatte, kündigte ein Abwahlverfahren an. Umstritten war Faust schon, als er sein Amt vor drei Jahren noch gar nicht angetreten hatte. SPD und PDS hegten Zweifel an seiner Kompetenz. Faust galt als unberechenbar, geprägt von einer längeren Isolationshaft in der DDR, zu der er wegen „staatsfeindlicher Hetze“ verurteilt worden war. Nach seinem Freikauf aus der Haft übersiedelte er 1976 nach West-Berlin und arbeitete als Autor. Sein Nonkonformismus wurde Faust nach der Wende auch in Berlin zum Verhängnis. 1994 verlor er seine Stelle beim dortigen Stasi-Beauftragten. Er hatte sich für eine ehemalige KZ-Aufseherin eingesetzt, die um eine Haftentschädigung als Stalinismus-Opfer stritt. Das Schicksal der Frau, die Verquickung von Täter und Opfer, habe ihn interessiert, rechtfertigte er sein Engagement für die Frau.

Im Mai vergangenen Jahres scheiterte ein Abwahlantrag gegen ihn an den Stimmen der CDU- Mehrheit. Angeblich hatte er Kontakte zu einer Psycho-Sekte unterhalten. Kurz darauf sorgte er für Irritation, als er eine wegen Stasi-Tätigkeit gekündigte Krankenschwester als Opfer, nicht als Täterin bezeichnete. Mit der jetzigen Affäre war für die CDU das Maß voll. Ohne das offizielle Ergebnis der Untersuchungen des Justizministeriums abzuwarten, forderte Fraktionschef Fritz Hähle gestern Fausts Rücktritt.