Die Linie von den Terroristen zum Weißen Haus

■ Todesurteil für zweiten Bombenleger in Kuba. Zeuge belastet US-exilkubanische Stiftung

San Salvador (taz) – Auch gegen Otto Réné Rodriguez (40), den zweiten Salvadorianer, der im Sommer 1997 im Auftrag von Exilkubanern Bomben auf der sozialistischen Insel legte, hat die kubanische Justiz die Todesstrafe verhängt. Dies bestätigten am Dienstag Diplomaten in Havanna und Angehörige von Rodriguez in San Salvador. Eine offizielle Mitteilung des Gerichts stand gestern noch aus. Bereits in der vergangenen Woche war Ernesto Cruz León (27) wegen ähnlicher Vergehen zur selben Strafe verurteilt worden. Nach kubanischem Recht müssen die Urteile noch von einer höheren Instanz bestätigt werden. Während Cruz León allerdings für sechs Attentate mit einem Todesopfer und einem Dutzend Verletzten verurteilt wurde, hatte Rodriguez nur eine Bombe gelegt, die geringen Sachschaden anrichtete. Doch er war im Juni 1998 auf dem Flughafen von Havanna mit eineinhalb Kilo Plastiksprengstoff verhaftet worden. Damit sollte nach Recherchen des kubanischen Geheimdienstes das Mausoleum mit den Knochen von Che Guevara in der Provinzstadt Santa Clara gesprengt werden.

Die kubanische Regierung wollte in den Prozessen vor allem klare Verbindungslinien aufzeigen zwischen Anti-Castro-Terroristen und Exilkubanern, die von der US- Regierung unterstützt werden. Das ist ihr ein gutes Stück weit gelungen. Der Auftraggeber der Bombenserie war schon vor Prozeßbeginn bekannt: Luis Posada Carriles, ein etwa 70jähriger Exilkubaner. Er war zu Zeiten der Schweinebucht-Invasion Agent der CIA und des venezolanischen Geheimdienstes. Bekannt wurde er durch ein Attentat auf eine kubanische Verkehrsmaschine, bei dem 1973 76 Menschen starben.

Carriles hatte sich in einem Interview mit der New York Times als graue Eminenz der Anschläge von Havanna geoutet und die „Cuban American National Foundation“ (CANF) als Finanzier genannt. Diese bekommt Subventionen von der US-Regierung. Später hat Carriles seine Aussage zurückgenommen, und die CANF dementiert noch heute heftig. Die US-Regierung droht ihr mit Kürzung der Zuschüsse. Das Dementi wackelt nun allerdings. Denn ein Agent, der sich in Exilkubaner- Kreise in Miami eingeschlichen hatte, sagte vor Gericht aus, die CANF habe bezahlt – und gewußt, was mit ihrem Geld geschah. Toni Keppeler