Antworten auf Letzte Fragen

Wird die Erde schwerer, wenn ein Kind auf die Welt kommt? (27.3. 99)

Nicht schwerer, aber schwieriger.Anja Budde und Grahame Blair

Nein, denn auch das Kind lebt in dem Kreislauf des Stoffaufnehmens und –ausscheidens. Es wird nur für die Erde schwerer, wenn zu viele Kinder auf die Welt kommen, weil Mütter zu schlechte Bildungschancen haben.Heinrich Ruhemann, Darmstadt

Nein, da das Gewicht des Kindes durch die Erleichterung der Eltern aufgehoben wird.Gerd Neurath, Saarbrücken

Warum scheint am nächsten Tag die Sonne nicht, wenn man nicht aufißt, und was ist, wenn einer aufißt, der andere aber nicht? (27.3. 99)

Normalerweise heißt es: „Wenn du alles aufißt, gibt es morgen gutes Wetter.“ Irgendwann hat wohl jemand nicht richtig zugehört. Denn die Belohnung fürs Aufessen ist nicht „gutes Wetter“ sondern: „...gibt Gott es morgen wieder.“ Bleibt die Frage: Was macht Gott, wenn der eine alles aufißt, der andere jedoch nicht?Johannes Schlösser, Isenstedt

Dat kümmt ut Plattdüütschen un heet: „Mok din Tellr leer, dann giwt da morgen wat godes wedder.“ (Mach deinen Teller leer, dann gibt es morgen was Gutes wieder – auf deinen Teller). Süddeutsche Besucher verstanden angesichts des grauen, regnerischen Nordwetters: „...dann gibt es morgen gutes Wetter“ und verspeisten Labskaus oder Grünkohl oder Hamburger Aalsuppe bis zum letzten Happen.Inge Jahnke, Hamburg

Langweilen sich Tiere auch? (27.3. 99)

Natürlicherweise langweilen sich Tiere ebensowenig wie Menschen. Erst der Umstand einer unnatürlichen Umgebung oder eine der eigenen Bestimmung entfremdeten Aufgabe führen zwangsweise zur Langeweile.Stefan Kurtscheidt

Oh ja!!! Und der Fragesteller ist herzlich willkommen, mit meiner Katze in einem Zimmer zu übernachten, wo sich folgendes abspielen wird: Pünktlich um 6 in der Früh wird er von einem kalten Nasenstupser aufgeweckt werden, begleitet von „Miaumiau“ (“Mir ist langweilig!“). Für den Fall, daß er dieser eindringlichen Bitte nicht nachkommen sollte, muß er damit rechnen, daß Pflanzen zerpflückt, Zeitungen zerfetzt und Spielzeugmäuse geräuschvoll durch die Gegend gepfeffert werden. Sollte er sich auch über diese Störungen trotzig hinwegsetzen, werden aggressive Sprünge auf die Bettdecke des hartnäckigen Schläfers folgen, womit zugleich auch bewiesen ist, daß auch Tiere aus Langeweile heraus Aggressionen entwickeln.Yvonne Brodda, Bremen

Ja, besonders Maulaffen beim Halten von Feilen.Gerd Neurath, Saarbrücken

Warum schmeckt Ohrenschmalz bitter? (20.3. 99)

Ohrenschmalz schmeckt nur am Anfang etwas bitter, wenn der Geschmack noch ungewohnt ist. Es ist wie mit einem guten Wein, der erst mit den Jahren reifen muß.Jesus Jaguda, Bergisch Gladbach

Hier die Antwort eines Experten: Mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 0,05 Prozent schmeckt Ohrenschmalz auch süß. So habe ich in einer (preisgekrönten) Arbeit den Nachweis erbracht, daß durch Beschallung (optimal 10 kHz) der im Innenohr angesiedelten Butzschen Drüse – nämlich zu besagten 0,05 Prozent – eine 5+5-sigmatrope Umlagerung der (in einem biologischen Citratyclus gebildeten) 3,5-alpha-Hydroxy-Dextronsäure zu eher süßlich schmeckendem beta-Kotalon erfolgt, wobei (seltsamerweise) der Alpha-Hydroxy- Rest mit der Dextrose in einer höchst gespannten 6,9'-Stellung ist, ist beta-Kotalon ein eher süßlich schmeckender Feststoff. (Im Nachgeschmack nicht unähnlich manch künstlichem Süßstoff.) Alle anderen insgesamt 780 verschiedenen möglichen (und von mir sämtlich untersuchten) Stellungsisomere sind zumeist farblose, hochviskose Öle von so vertraut bitterem Geschmack.Joachim Dettmann, Hamburg

Das ist der Extrakt, der aus dem Hören bitterer Wahrheiten übrigbleibt.Winfried Sdun, Hamburg

Während Popel ja aus geronnener Tränenflüssigkeit bestehen, besteht Ohrenschmalz im Wesentlichen aus Galle. Es handelt sich also um einen Trick der Natur, die weniger verdaulichen Endprodukte seelischer Befindlichkeiten diskret zu entsorgen. Der Popel ist ein Produkt der Traurigkeit, das Ohrenschmalz ist ein Produkt der Bitternis. Fazit: Tristesse schmeckt besser als Verbitterung!Beate Niehaus, Berlin

Wieso „pflanzen“ sich Menschen fort? (20.3. 99)

Nach gängiger entwicklungsgeschichtlicher Auffassung ist pflanzliches Leben auf der Erde einige Jährchen länger vorhanden als tierisch-menschliches. Nach Aristoteles muß man sich die Pflanze etwa als „umgekehrten Menschen“ (beziehungsweise, um genauer zu sein: den Menschen als umgekehrte Pflanze) vorstellen. Die Wurzeln haben für die Pflanzen die Bedeutung des Mundes und Kopfes, während der Samen am entgegengesetzten Ende wächst, nämlich oben am Ende der Zweige. (Man vergleiche die Konstellation beim Menschen.) Es ist ebenfalls eine altbekannte Tatsache, daß die Sprache der realen Entwicklung nachhinkt. Von Menschen müßte es also moderner heißen, daß sie sich fortmenscheln. Rainer Dörfert, Berlin

Menschen sind keine Pflanzen. Daß sie sich trotzdem fort“pflanzen“ scheint in einem gemeinsamen Ursprung von Mensch und Pflanze zu wurzeln. Darüber hinaus weist sprachlich auch der bayerische Ausdruck „Fleischpflanzerl“ darauf hin.Gerhard Drexel, Berlin

PS: In Sachen „Warum schreiben Männer nie zurück?“ (13.3. 99) schreibt uns Fragestellerin Michaela Kirschner mit der Bitte um Richtigstellung: „So schön beantworten mir all diese lieben Männer, warum sie nie zurückschreiben. Endlich (letzte Woche!) schreibt mir ein Mann zurück. Und dann unterstellt mir Tanja Niemeier aus Eichstätt [siehe taz.mag vom 27.3. 99], daß ich gar nicht in Tübingen, sondern in Eichstätt wohne. Das ist unverschämt und droht meine soeben erfolgreich begonnene Korrespondenz zu unterlaufen. Ich wohne in Tübingen, und Tanja Niemeier ist bestimmt nur eifersüchtig, daß mir jetzt die Männer doch endlich zurückschreiben und ihr nicht.“