Phönix Lloyd aus der Asche

■ Neugegründet unter altem Namen: Seit dem 1. April dürfen die Lloyd Dynamo-Maschinenbauer wieder Aufträge hereinholen

„Na klar, das geht jetzt los!“ prustet selbst die Frau in der Vermittlung von Lloyd Dynamo: „Wir leben!“ Kein böser Scherz ist das, trotz 1. April und alledem: Es gibt seit dem vergangenen Donnerstag eine neue Gesellschaft in Bremen, die macht Maschinen vom Feinsten und heißt Lloyd Dynamo Werke.

Die kennen Sie schon, sagen Sie, das sei doch diese Firma vom Hastedter Osterdeich mit den lichten weißen Fabrikgebäuden und hundert Jahren Maschinenbau auf dem Buckel – aber, sagen Sie: Ist die nicht pleitegegangen? Beileibe nicht! Im Konkursverfahren waren die 300 Maschinenbauer seit Dezember letzten Jahres, ganz richtig, aber seit gestern sind die neuen Lloyd Dynamo Werke heraus aus der Asche und frisch an der Arbeit. Das sagt sich wohl auch Betriebsrat Günter Grootheer, der – sonst wirklich kommunikativ – am Donnerstag vor Ostern vor lauter Arbeit gar keine Zeit für die taz hatte: „Tut mir leid, wir müssen heute den ganzen Tag Verträge fertig machen.“ Na denn herzlichen Glückwunsch!

Zumindest für die 210 Lloyd Dynamo-Maschinenbauer, die jetzt in den neuen Betrieb übernommen werden. Die restlichen 90 Mitarbeiter gehen jetzt in die Beschäftigungsgesellschaft. Bis zuletzt blieb es spannend um die Zukunft des Bremer Traditionsbetriebs. Erst fand sich so recht kein Kreditinstitut, das das Risiko des Neuanfangs mittragen wollte – jetzt macht's die Deutsche Bank ... aber psssst!, die wollen nicht, daß die gute Tat an die Öffentlichkeit dringt. Und dann sprang, nachdem alles klar zu sein schien, noch einer der beiden Firmen ab, die als Miteigentümerin und Investorin für die neue Lloyd Dynamo ins Fegefeuer gehen wollten. „Fragen Sie die Bremer Investitionsgesellschaft oder die Banken, warum wir uns vor zwei Wochen aus der Sache zurückgezogen haben“, enthielt sich der Unternehmer Haar aus Varel aller Kommentare.

Auch Lloyd-Geschäftsführer Berthold Groeneveld wollte dazu am vergangenen Donnerstag nichts weiter sagen – aber es auch nicht weiter krummnehmen. Herr Heckmann aus dem Raum Verden sei als Privatperson jetzt der einzige Investor, dieser aber sei „ausgesprochen positiv“ zu bewerten und habe auch – im Gegensatz zur letzten Lloyd-Mutter, die schon nach zwei Jahren nichts mehr mit dem Bremer Betrieb zu tun haben wollte – Standfestigkeit versprochen. Die Firma Heckmann, mit fünf Betrieben und rund 250 Mitarbeitern im Bereich mechanische Bearbeitung und Stahlbau zuhause, feierte kürzlich ihr 25jähriges Bestehen.

Zudem, so Groeneveld, stehe zur Zeit ein zweiter potentieller Investor vor der Tür und verspreche – „international tätig“ – bessere Ver- und Einkaufsmöglichkeiten: „Bis Ende des Monats ist hoffentlich alles unter Dach und Fach.“ Und außerdem sind auch Groeneveld selbst sowie fünf weitere Mitarbeiter aus dem Lloyd-Management in die neue Firma als Gesellschafter miteingestiegen – zwecks vertrauensbildender Maßnahme für die Investoren.

Das unbelastete Anlagevermögen hingegen bleibt noch knapp zwei Jahre beim Konkursverwalter, dem Bremer Rechtsanwalt E. R. Grönda, der dafür von der neuen Firma Miete bezieht – in anderthalb Jahren dann, so Ulrich Keller von der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG), an deren Tischen der Deal geschlossen wurde, also zu Anfang des Jahres 2001 werde auch Bremens Finanzsenator „mit in die Auffanglösung miteinsteigen“. Zu diesem Zeitpunkt werde dann das ganze Anlagevermögen vom Konkursverwalter übertragen. Bedingung für diese Call option sei natürlich, daß die neue Lloyd Dynamo „gesund“ sei.

Was dafür erst einmal gebraucht wird, sind die Aufträge. Und zwar subito. Anderthalb Jahre sind kein langer Zeitraum, um sich gesund zu wirtschaften – die vergangenen vier Monate, sprich: im laufenden Konkursverfahren, durfte Lloyd keine Aufträge annehmen; da seien so manche alten Kunden weggebrochen, so Groeneveld. Im Schiffsbau werde es jetzt schwierig sein, die alten Verbindungen wieder aufzunehmen – die Aufträge waren hier vor allem über die STN Atlas Marineelektronik in Hamburg gelaufen.

Immerhin: Die Antriebsmotoren für einen Liebherr-Kran zum Beispiel habe man auch in der Konkurszeit noch auftragsgemäß erfüllen können: „Das ist einer unserer treuesten Kunden.“ ritz