■ Wir bauen die Hauptstadt
: Kleine Feuerwehr baut Bundesverkehrsministerium

Roman Mazurowski, 43 Jahre: Berlin liegt viel mehr im Zentrum von Europa als Bonn. Ich glaube, daß sich in den nächsten Jahren in Europa die verschiedenen Gesellschaften angleichen werden, auch der Osten. Ich bin gebürtiger Pole und lebe seit neun Jahren in Nürnberg. Eigentlich ist meine Firma für diesen riesigen Ministeriumsbau zu klein. Ich habe nur zwei Angestellte. Aber ich bin hier so etwas wie die kleine Feuerwehr, wenn irgendwo was nicht klappt. Ich mache alles, was mit Fenstern zu tun hat, und habe im Hof die Renovierung durchgeführt. Eigentlich lohnt sich meine Arbeit hier nicht. Ich verbrauche im Monat allein 600 Mark Diesel, weil ich jedes Wochenende nach Hause fahre. Aber was soll ich machen. In Nürnberg habe ich keine Aufträge. Ich habe schon in ganz Deutschland, in Flensburg, Stuttgart und Kempten geschafft. Ich miete mir dann immer ein Pensionszimmer. Hier in Berlin zahle ich pro Nacht 30 Mark. Für mich ist dies eine normale Baustelle. Bald zieht hier ja Minister Müntefering ein. Ich habe die SPD gewählt, ich hatte sehr auf die Partei gehofft. Aber das ist vorbei. Es ist alles viel schlimmer in Deutschland als noch vor neun Jahren, als ich aus Polen kam. Heutzutage ist die Konkurrenz wahnsinnig groß. Oft habe ich so wenige Aufträge, daß wir zwischendurch mehrere Tage Pause machen müssen. Dann habe ich kein Geld und muß bis zu 20.000 Mark minus bei der Bank machen, um meine Außenstände, wie Gehälter zu bezahlen. Ohne meine Frau, die als Altenpflegerin arbeitet, ginge es überhaupt nicht. Sie bringt jeden Monat 3.500 Mark brutto nach Hause. Das ist ein Geld.

Der Bau des künftigen Bundesverkehrsministeriums entstand zwischen 1875 und 1878 und wurde als Geologische Landesanstalt und Bergakademie genutzt. Zu DDR-Zeiten war in dem Haus an der Invalidenstraße das Ministerium für Geologie untergebracht. In der Mitte des Altbaus befinden sich Arkarden. Der Lichthof mit einer Eisenkonstruktion als Überdachung wird in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. Das großzügige Treppenhaus wird in seiner Grundform ebenfalls rekonstruiert, einige Details mit Anklang an die fünfziger Jahre bleiben aber erhalten. Angrenzend wird ein sechsstöckiger Erweiterungsbau des Architekten Max Dudler errichtet. Den Hof überdeckt in Höhe des ersten Geschosses ein gerastertes Glasdach, unter dem sich drei Sitzungssäle befinden. Die Projektkosten betragen rund 220 Millionen Mark. Annette Rollmann