Kraftprobe mit Jelzin

■ Suspendierter Generalstaatsanwalt Skuratow will offenbar im Amt bleiben

Moskau (dpa) – Generalstaatsanwalt Juri Skuratow hat sich gestern auf eine offene Kraftprobe mit Präsident Boris Jelzin eingelassen. „Ich bin bereit weiterzuarbeiten, wenn der Föderationsrat mir das Vertrauen ausspricht“, sagte Skuratow der Nachrichtenagentur Interfax. Jelzin und Regierungschef Jewgeni Primakow forderten dagegen erneut die Entlassung Skuratows. Der Föderationsrat, die für die Ablösung des Generalstaatsanwalts zuständige zweite Parlamentskammer, hatte sich ausdrücklich hinter Skuratow gestellt.

Der Föderationsrat teilte entgegen der Angaben Skuratows mit, es liege ein Rücktrittsgesuch des Generalstaatsanwalts vor. „Ich habe beschlossen zurückzutreten“, zitierte der Vorsitzende des Ausschusses für Gesetzgebung, Sergej Sobjanin, aus dem Schreiben. Skuratow dementierte, er habe lediglich ersucht, über seinen Verbleib im Amt abzustimmen. Dies sei notwendig, weil sich der Kreml gegen ihn ausgesprochen habe.

Jelzin hatte Skuratow in der vergangenen Woche vom Dienst suspendiert und den Föderationsrat um dessen Entlassung gebeten. Gegen Skuratow, der sich im Kampf gegen Korruption profiliert hatte, wurde angeblich nach einer Sex-Affäre ein Strafverfahren wegen Bestechlichkeit eingeleitet.