Der mit der Fackel tanzt

Please Help Yourself von Jan Pusch und mit Fiona Gordon und Reasons for Knocking von und mit Fin Walker auf Kampnagel  ■  Von Kristina Maroldt

Eine leere Straße. Zwei Fußgänger schlendern den Bürgersteig entlang, aufeinander zu. Eine Begegnung ist unvermeidlich. Was wird passieren? Freundliches Grüßen? Genervtes Ausweichen? Momente der Entscheidung im Meer der Möglichkeiten gibt es tausende: Vor jedem Wort, vor jeder Handbewegung. Alltagssituationen, sicher. Und doch spannend wie ein Krimi.

Der Meinung ist auch der Hamburger Choreograph, Tänzer und Komponist Jan Pusch: „In dem Moment, bevor ich etwas tue, bevor ich antworte oder atme, da passiert so viel.“ Stoff genug, fand der 32jährige, um daraus ein Stück zu machen. Please Help Yourself heißt das Stück, das er zusammen mit der Tänzerin Fiona Gordon erarbeitet hat. Auf Festivals in Antwerpen, Kassel, Bremen und Berlin wurde es bereits gezeigt, beim 3. Internationalen Solo-Tanz-Theater-Festival in Stuttgart gewann es den ersten Preis. Nur in Hamburg bekam man das Tanzsolo noch nicht zu sehen.

Doch weil die Premiere von Nicolas Stemanns Verschwörung kurzfristig auf den 24. April verschoben werden mußte, zeigt Kampnagel jetzt das Pusch-Projekt. Zusätzlich gibt es das Tanzduett Reasons for Knocking von und mit der britischen Choreographin und Tänzerin Fin Walker, ebenfalls eine Premiere, da Walker bislang nie in der Hansestadt auftrat.

Das kann man ihrer Landsmännin Fiona Gordon nicht vorwerfen. Mit Jan Pusch arbeitet sie seit fast fünf Jahren zusammen. Eine „wunderbar angenehme“ Symbiose, wie es in heiliger Eintracht heißt. Kein langwieriges Vortanzen von Ideen, ein Gespräch reicht: „Wir haben da ein eigenes Vokabular gefunden.“ Pusch selbst sieht sich bei der Arbeit lediglich als einen, „der mit der Fackel vorausgeht“ und die Richtung vorgibt.

Please Help Yourself“ hat zwei Aspekte“, erklärt Jan Pusch. „Ersteinmal heißt es ,bitte, bedien dich'. Das trifft auf die Bühnensituation zu, weil ja auch die Tänzerin dem Publikum etwas anbietet. Zum anderen beschreibt es das Gefühl der Tänzerin, die vor vielen Leuten steht und ständig mit der Frage konfrontiert wird: Was soll ich jetzt machen?“ Augenzwinkern, Zähneknirschen, Beineschlendern, Hosentaschen zerwühlen,Pickel ausdrücken, Schnürsenkel binden...?

Mi, 14 bis Fr, 16. April Kampnagel, 20 Uhr