Vorsicht an der Wortschwall-Kante

■ Entgleisungen sind programmiert: Das Kaberett-Duo Alma Hoppe nimmt im Lustspielhaus die Bahn aufs Korn

Man hat sich verspätet, die Lustspiel-Voyeure sitzen brav an ihren Tischchen und warten auf Kabarett. Endlich erscheint lamentierend der Schaffner: „Sind doch erst zehn Minuten Verspätung, das ist doch gar nichts bei der Bahn.“ Außerdem müssen noch neue Radkappen aufgesetzt werden, und der Chef des Mi-tropa-Teams wartet noch auf seine Lieferung, denn mit Nürnberger Rostbratwürstchen und Tomatensuppe allein kann er die Fahrgäste nicht zufrieden stellen. Na bitte, schon eine halbe Stunde Verspätung, dann gibt der Schaffner mit der Rot-Grün-Sehschwäche das Abfahrtsignal. Willkommen in vollen Zügen, dem fabrikfrischen Satire-Express des Alma-Hoppe-Hausduos Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker.

In behendem Rollenspiel lassen sie Fahrgäste und Personal erstehen, auf einer irrwitzigen Reise in die satirische Wirklichkeit Deutschlands. Den redseligen Geistlichen etwa, der unaufgefordert seinem Gegenüber das Zigarrerauchen preist, das wie die Liebe vorne Glut und hinten fahlen Geschmack habe. Den Frontfotografen, der Soldaten abknipsen und „geile neue Fotos“ mitbringen soll, mit der Vision vom großen Schuß, bei dem allen voran Scharping auf dem Mountainbike fährt und Schröder im Cashmere-Kampfanzug posiert. Den Profibahnfahrer, der als „joint adventure“ rund um die Uhr als Fahrgaststatist agiert, damit das Arbeitsamt beweisen kann, daß Arbeitslose mobil sind.

Da heißt es „Vorsicht an der Wortschwallkante“, wenn sie als Trittbrettfahrer mit dabeisein wollen. Das Premierenpublikum ist jedenfalls voll abgefahren auf diese Kabarett-Schiene. Doch wie steht es im Programm? Entgleisungen programmiert... Die musikalischen Einlagen der Herren Loenicker und Petersen bieten nämlich eher zweifelhafte Erholung von den Pointen im Sekundentakt. Fröhliche Jahrmarktlieder zum Mitschunkeln à la „Fahrn'Se Bahn, gönn'sich was“ wurden geboten. Nur zum bitteren Ende dürfen sie mal richtig die Verstärker aufdrehen, als Metal-Freaks beschreien sie die „volle Dröhnung“, und das macht allen sichtlich Spaß. Stefanie Heim

bis 24. April, täglich 20 Uhr (außer So und Mo)