Wieder mehr spargelstechende Ausländer

■ Konflikt um ausländische Saisonarbeiter in der Landwirtschaft ist vorerst entschärft Hannover/Nienburg.

Auf deutschen Feldern können in dieser Saison wieder mehr Ausländer den Spargel stechen. Die umstrittene Quotenregelung für Saisonarbeiter bleibt zwar im Kern unverändert. Aber aufgrund der Probleme bei der Spargel- und bei der Obsternte im vergangenen Jahr ist sie jetzt gelockert worden. Das sagte Kurt Neumann vom Landesarbeitsamt Niedersachsen/Bremen der dpa.

„Ich sehe auch nicht ein, daß wir auch nur eine Reihe Spargel verlieren, weil wir niemanden haben, der sie erntet“, sagt Dietrich Paul, Vorsitzender der Spargelanbauer in Niedersachsen. Der Ärger der Bauern richtet sich gegen die Auflage des Bundesarbeitsministeriums, nach der 15 Prozent der Saisonarbeiter Deutsche sein müssen. Nicht nur Spargelbauern, auch andere Obst- und Gemüsebauern beklagten deshalb im vorigen Jahr, daß sich keine inländischen Arbeitnehmer fänden oder diese der harten körperlichen Arbeit nicht gewachsen wären.

Viele der von den Arbeitsämtern zur Erntearbeit verpflichteten Arbeitslosen empfanden es zudem als Schikane, für rund zehn DM die Stunde und zusätzlichen 25 DM pro Tag vom Arbeitsamt mit krummem Rücken über die Felder kriechen zu müssen. Wer sich weigerte, dem wurden für einige Wochen die Arbeitslosenhilfe gestrichen. „Daran hat sich nichts geändert“, sagte Neumann.

Grundsätzlich dürfen die Bauern nur 85 Prozent der ausländischen Saisonkräfte beschäftigen, die 1996 in Deutschland gearbeitet haben. Die restlichen 15 Prozent sollen sie mit deutschen Arbeitslosen auffüllen. Wer aber seinen Betrieb seit 1996 erweitert hat, kann mehr Ausländer beantragen. Den zusätzlichen Arbeitskräftebedarf mußten die Bauern 1998 noch zu mindestens zehn Prozent mit Deutschen decken.

„Diese Regelung fällt jetzt weg“, sagte Neumann. Weil die meisten Betriebe jetzt größer sind als 1996, bekommen fast alle so viele ausländische Saisonkräfte, wie sie haben wollen.“ Dabei handelt es sich in erster Linie um Polen und andere Osteuropäer. Außerdem wurden die Antragsverfahren vereinfacht.

„Das war eine politische Entscheidung, man hat eingesehen, daß wir nicht genügend Inländer für diese Jobs haben. Auch der bürokratische Aufwand und die Kontrolle waren kaum leistbar“, begründet Neumann die Lockerungen. Wenn Betriebe feststellen, daß sie ihre Arbeit nicht mit Deutschen erfüllen können, „gibt es unter Umständen eine Schnellvermittlung von weiteren Ausländern. Wir können doch schnellverderbliche Waren nicht auf den Feldern verrotten lassen.“

Bislang hat das Landesarbeitsamt für Niedersachsen nach Schätzungen Neumanns für die kommende Spargelsaison 9.000 Anträge für ausländische Saisonarbeiter genehmigt. Zu Paul hat das Arbeitsamt in dieser Saison bereits 45 arbeitslose Deutsche geschickt. „Nur die Hälfte davon ist gekommen. Am Ende sind zwei Arbeitskräfte übrig geblieben. Natürlich haben die Polen auch Rückenschmerzen, aber die brauchen das Geld.“

Sandra Wilsdorf, dpa