Hombach lädt Irans Präsidenten ein

Der Kanzleramtsminister übergibt in Teheran eine Einladung von Bundeskanzler Schröder. Kurz zuvor kommt der deutsche Geschäftsmann Hofer gegen Kaution frei  ■ Von Thomas Dreger

Berlin (taz) – Der in Iran mehrfach zum Tode verurteilte deutsche Geschäftsmann Helmut Hofer (57) ist auf freiem Fuß. Die Teheraner Justizbehörde habe die Freilassung am Samstag abend angeordnet, erklärte ein Justizsprecher gestern laut der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna. Wenig später bestätigte das Bonner Kanzleramt die Nachricht. Kanzleramtsminister Bodo Hombach, der sich gerade in Teheran aufhielt, erklärte, er habe Hofer gesprochen und den Eindruck, es ginge ihm „sehr gut“. Mit der Freilassung sei die Angelegenheit „nunmehr auf gutem Wege“.

Ganz frei ist Hofer allerdings noch nicht. 500 Millionen Rial Kaution, nach offiziellem Kurs umgerechnet 300.000 Mark, seien hinterlegt worden, erklärte der iranische Justizsprecher. Dadurch solle sichergestellt werden, daß der Freigänger auch zu seinem nächsten Prozeßtermin erscheine. Denn das Verfahren wegen „Unzucht“ ist mitnichten abgeschlossen – und solange darf Hofer Iran nicht verlassen.

Woher das Geld kommt, ist unklar. Hofer, der mit Autoteilen und Pistazien handelte, ist angeblich pleite. Mehrfach hatte er sich beklagt, daß die Bundesregierung sich ziere, seine Anwaltskosten zu übernehmen. Aufschluß wird wohl Hombach geben können, der gestern abend in Bonn zurückerwartet wurde.

Der hatte noch eine andere Mission: Gestern überreichte er Irans Präsidenten Mohammad Chatami eine Einladung Gerhard Schröders nach Bonn. Chatami nahm an, hielt sich aber mit Terminangaben zurück. Er werde Deutschland zu „einer angemessenen Zeit“ besuchen, erklärte er seinem Gast.

Chatamis Vorsicht ist berechtigt. Ende März hatte er einen für Mitte dieses Monats geplanten Frankreich-Besuch abgesagt. Die offizielle Begründung lautete, die französischen Gastgeber hätten sich geweigert, beim Begrüßungsbankett auf Wein zu verzichten. In Theran wird jedoch spekuliert, Chatamis konservative Gegner hätten den Präsidenten genötigt, die Reise abzusagen.

Einen davon traf Hombach gestern morgen: Parlamentspräsident Ali Akbar Natek Nuri. Die deutsch-iranischen Beziehungen hätten „Höhen und Tiefen“ erlebt, formulierte der sibyllinisch. Verantwortlich seien „verborgene Hände, die die Verbesserung der Beziehungen beider Staaten nicht befürworten“.

Einen Hinweis, wen Nuri gemeint haben könnte, lieferte gestern die Tehran Times. „Kazem Darabi ist unschuldig, und Deutschland sollte ihn sofort freilassen“, zitierte das Blatt einen iranischen Politiker. Der iranische Geheimdienstler sitzt in Berlin im Gefängnis, weil das Kammergericht der Stadt der Ansicht ist, daß er 1992 das „Mykonos“-Attentat auf vier oppositionelle iranische Kurden organisiert haben soll. Das Urteil in dem Prozeß im vergangenen Jahr hatte eine deutsch-iranische Eiszeit ausgelöst.