Die Hilfsorganisationen haben die Frauen vergessen

■ Monika Hauser von „Medica mondiale“ über Kosovarinnen

Spät sei die Flüchtlingshilfe nach Albanien gekommen. Und jetzt sei dort Chaos. Monika Hauser hielt mit ihrer Kritik an den großen Hilfsorganisationen vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) bis zum Deutschen Roten (DRK) nicht hinterm Berg. Die Kölner Gynäkologin leitet die kleine Hilfsorganisation „Medica mondiale“, die sich um im Krieg traumatisierte Frauen kümmert.

Eine Woche war sie vor Ort, in Tirana, der albanischen Hauptstadt, und auf dem Land in der Nähe der Grenze zum Kosovo. Weder die EU noch die UNO seien auf den massenhaften Exodus vorbereitet gewesen. Inzwischen werden Lebensmittel und Medikamente knapp. Auch Albaner, die selbst zu den Ärmsten gehörten und zum Teil bis zu 30 Kosovo-Flüchtlinge in ihren Familien aufgenommen hätten, seien am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt, berichtete Hauser gestern in Bonn. Viele Flüchtlinge irrten im Land umher, weil sie nirgends Aufnahme gefunden hätten. Die wenigen Flüchtlingslager seien voll.

Besonders besorgniserregend ist nach Hausers Angaben die Situation der Frauen und Kinder. Die Ärztin schätzt, daß mindestens 35.000 Frauen schwanger seien. Für sie gebe es praktisch keine gynäkologische Versorgung. „Die großen Hilfsorganisationen haben diesen Aspekt zum Teil schlicht vergessen.“ An eine psychosoziale Betreuung von Frauen, die unter Traumatisierungen litten, werde zum derzeitigen Zeitpunkt schon gar nicht gedacht.

„Medico mondiale“ hat deshalb unter dem Titel „Medica Kosova“ ein Hilfsprogramm für vertriebene Frauen gestartet, die geschlagen, erniedrigt oder vergewaltigt wurden. Dafür seien albanische Fachfrauen unter Vertrag genommen worden. Albanische Juristinnen dokumentierten die gewaltsamen Übergriffe auf Frauen.

Dazu kommt, daß es „in erster Linie“ die Frauen seien, die das Leben in den Flüchtlingscamps organisieren: „Sie putzen, trösten, pflegen die Alten, sorgen für die Kinder und halten die Familien zusammen.“

Ihre eigenen Mißhandlungen verdrängten sie dabei. Es sei äußerst schwierig, in dieser Situation mit den Frauen zu sprechen.

Über das Ausmaß der Vergewaltigungen konnte Hauser keine Angaben machen. Dazu lägen keine seriösen Zahlen vor. Allerdings müsse nach den Erzählungen einzelner Frauen und den Erfahrungen aus den vergangenen Kriegen auf dem Balkan vom Schlimmsten ausgegangen werden.

Derweil teilte der Vatikan gestern mit, er sei gegen die Verteilung der „Pille danach“ an vergewaltigte Frauen aus dem Kosovo. Thorsten Denkler, Bonn