Soap aus der Wüste

■ Die Hamburgerin Bettina Haasen und ihre poetische Doku „Zwischen zwei Welten“

Ob sie ihn mal geliebt hat, steht zwischen den Bildern. „Vielleicht ist es Fernweh. Vielleicht die Sehnsucht, immer wieder fremd zu sein und neu anzufangen. Vielleicht Liebe oder Freundschaft“, so beginnt Bettina Haasen Zwischen zwei Welten ihren, Film über eine weite Reise: Zurück in den Niger, wo sie vor fünf Jahren mit einem Nomaden unterwegs war, als sie in Nigeria die westafrikanische Verkehrssprache Haussa lernte.

Auf der Suche nach Erinnerungen, auf der Suche nach der Affinität zu diesem Land und auf der Suche nach „ihrem“ Nomaden. „Das ist so, als würde man eine Nadel in einem Wasserloch suchen“, schätzt der Chefsekretär des Ministeriums für Straßenbau ihr Vorhaben ein. Aber unterstützt von der BBC, die täglich ihre Suche nach Musa Daurido Gambo auf Haussa überträgt, wird ihr überall hilfreich begegnet. Die Menschen im Nord-Osten Nigers verfolgen die Suche der Stadtfrau Tina nach dem Nomaden Musa wie eine „daily soap“ im Radio.

Ihr Schlüssel zu den Menschen der Savanne ist die Sprache: Neben der Amtssprache Französisch beherrscht sie die westafrikanische Verkehrssprache Haussa. Nur durch ihre Gespräche konnten derart intime Bilder und Portraits der Menschen entstehen, denen sie mit ihrem Team begegnet. Sicher ist es der poetischen Dokumentation ebenfalls zugute gekommen, daß sie als Suchende zugleich die Tonaufnahmen übernahm und nur mit ihrem Kameramann und zwei Freunden des Fulani-Stammes reiste.

Gefunden hat Bettina Haasen viel: Kontraste zwischen der erbarmungslos staubigen Savanne und der quirligen Lebendigkeit der Märkte. Gründe, warum ein weißer Mann niemals mit sechs Frauen zusammenleben könnte. Daß ein gerader Körper ohne Buckel, weiße Zähne und ein langer Hals dem Schönheitsideal der Fulani entsprechen. Stille und lautes Lachen. Und ihren Nomaden.

Stefanie Heim

morgen, 20 Uhr, Lichtmesz-Kino (die Filmemacherin ist anwesend)