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Guter Rat ist zu teuer

■ Keine Finanzhilfe: Verbraucher-Zentrale stoppt Insolvenzberatung

Die Hamburger Verbraucher-Zentrale kann wegen fehlender Finanzhilfe der Behörden keine weiteren Ratsuchenden zur Insolvenzberatung aufnehmen. Seit Januar hätten sich 460 überschuldete VerbraucherInnen zur Beratung angemeldet. „Schon jetzt sind alle Beratungstermine bis Jahresende vergeben“, sagte gestern Günter Hörmann, Geschäftsführer der Zentrale. Grund für den Annahmestopp sei die Ablehnung der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS), die Beratung finanziell zu unterstützen.

Die Weigerung der Behörde, freien Trägern bei der Finanzierung der Insolvenzberatung zu helfen, kritisierte Hörmann als „Irrweg“. „Ratsuchende müssen monatelang warten, werden nicht mehr angenommen und dadurch in die Arme unseriöser Schuldenregulierungsfirmen getrieben“, befürchtet er. Bei dem neuen Insolvenzgericht gingen entsprechend nur wenige Anträge ein. Denn die außergerichtliche Beratung ist eine Voraussetzung zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vor Gericht. Dieses Konkurs-Verfahren steht seit Anfang des Jahres auch Privatpersonen und kleinen UnternehmerInnen offen.

In Hamburg gelten nach Schätzung der Verbraucher-Zentrale etwa 60.000 bis 70.000 Haushalte als überschuldet. Die Zentrale geht davon aus, daß rund 20.000 Menschen auf ihrem Weg in die Schuldenfreiheit eine Beratung aufsuchen werden. Der Bedarf sei groß, sagte Hörmann. Die Verbraucher-Zentrale müßte ihre Kapazität vervierfachen, um alle Ratsuchenden zu bedienen. „Wir bräuchten geschätzt 400.000 bis 500.000 Mark.“ Derzeit erhalte die Verbraucher-Zentrale lediglich von der EU eine finanzielle Unterstützung, die aber zum Jahresende auslaufe. lno

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