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Geschützter Geruchsschutz

Von Deodorant über Pflaster bis zum Tintenkuli: Eine Ausstellung in der Handelskammer zeigt berühmte Hamburger Patente  ■ Von Stefanie Heim

Über das erste in Hamburg verzeichnete Patent haben sich nur Schiffsmaschinisten gefreut. 1877 wurde eine Öl-Spritz-Kanne urheberrechtlich geschützt, die es gestattete, mit nur einer Hand dosiert Öl abzugeben. Weitaus spektakulärere Erfindungen haben sich die Firmen der Hansestadt in den folgenden 122 Jahren patentieren lassen; einige von ihnen fanden weltweite Beachtung. Rund 60 ausgewählte Erfindungen zeigt die Handelskammer in einer Ausstellung „Die Hamburger Industrie im Lichte ihrer Patentanmeldungen“.

Da wäre zum Beispiel der Tintenkuli – übrigens keine Abkürzung für den gemeinen Kugelschreiber. Die Grundform des „Füllfederhalters ohne Feder“, wie der Hamburger Wilhelm Riepe seine Entdeckung nannte, hatte der Kaufmann auf einer Geschäftsreise in Amerika entdeckt: Mit einer Art Pipette wird Tinte in ein Röhrchen gesogen. Ein winziges Loch an dessen unterem Ende sorgt dafür, daß die Farbe in ordentlich feinen Strichen aufs Papier kommt. Als „Diener des Schreibenden“ wurde der Stift durch Werbeaktionen Anfang der 50er Jahre populär gemacht. AsiatInnen gingen damals mit Bauchläden durch Hamburg und boten PassantInnen an, ihre Tintenkulis umsonst zu betanken.

Auch eine andere wichtige Erfindung kommt aus der Hansestadt. Mit dem Patent zur „Herstellung von gestrichenen Pflastern“ legte Carl Paul Beiersdorf am 28. März 1882 den Grundstein für seinen Konzern. Sein medikamentöses Pflaster mit dosierten Azneistoffen war der Vorgänger des Heftpflasters „Leukoplast“, das 1901 zum Schutz von Wunden patentiert wurde und in der Weiterentwicklung als „Hansaplast“ vor 77 Jahren seinen Siegeszug um die ganze Welt antrat.

Beiersdorf hat noch mehr haftende Attraktionen geschaffen. 1934 kam der Klebefilm „Tesa“ auf den Markt, der vor vier Jahren zum wieder ablösbaren „tesa powerstrip“ wurde.

Auch für die Körperpflege haben Hamburger TüftlerInnen einiges erdacht. Um die Jahrhundertwende erfanden sie „Pébéco“, die erste Zahnpasta in der Tube, und 1951 beduftete das erste Deo in Form eines „8x4“ Seifenstücks die Menschen. Wie geschmiert verkaufen sich „Nivea“-Produkte seit der Erfindung der stabilen Wasser-in-Öl-Emulsion im Jahre 1911.

Wie es sich für HanseatInnen gehört, haben viele der in der Kammer ausgestellten Erfindungen mit Schiffen zu tun, beispielsweise Lade- und Entladevorrichtungen oder das Baukastenprinzip für Marineschiffe.

Die Ausstellung „Die Hamburger Industrie im Lichte ihrer Patentanmeldungen“ ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr im Börsensaal III der handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1 zu sehen.

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