■ Hauptstadt ohne Rindviecher

In Berlin sterben die Rindviecher aus: Lebten 1992 noch 1.179 Rinder in der Stadt, war der Bestand laut Statistischem Landesamt im Jahre 1996 bereits auf 1.010 Hornviecher gesunken. Renommierte Fachleute machen dafür folgende Ursachen geltend: Zunächst habe die Stallmasthaltung im letzten Jahrzehnt eine ausgeprägte Kritik ausgelöst, die auch durch die beherzteste Werbung nicht mehr kompensiert werden konnte. Dann habe die jahrelange Debatte um die Übertragbarkeit der Rinderkrankheit BSE auf Menschen (das sog. Creutzfeldt-Jakob-Syndrom) dem Fleischkonsum gleichsam den Todesstoß versetzt. Zuallerletzt habe die ungewisse Zukunft der EU-Agrarpolitik auch die Bauern verschreckt. Der sozialpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Michael Haberkorn, kann der Statistik dennoch nicht glauben: „Angesichts des heftigen Verdrängungswettbewerbs in Berlin nimmt für mich die Zahl der unsozialen Rindviecher zu“, erklärte er gestern gegenüber der taz. Foto: Dietmar Gust