Betr.: Das "Kind"

Das „Kind“ ist heut im dreiunddreißigsten Jahr. Sein Kind hat mich, vor Jahren, mit dem Satz „Papa haßt Krieg...“ äußerst erfreut. Damals, 1981, bestand die Reaktion erst einmal in vielen Leserbriefen, sehr aggressiven, und einigen LeserInnenbriefen. Der Satz hat mir geholfen: Jeder von uns „tritt mit einem Gewaltvorbehalt in die Gesellschaft ein...“

Die „taz“ war 1981 eine wenig bekannte Zeitung. 1983 grub die CDU meinen „Aufschrei“ aus, weil ich Wahlkampf für Engholm machte. Mein Clan, der einige Berufsoffiziere aufweist, war befremdet. „Die“ SPD war peinlich berührt. Ein MdB traf mich in Kiel beim Abholen von Wahlzeitungen. „Willst du mit den abgeschlagenen Köpfen deiner Söhne Wahlkampf machen?“ sagte er. Das war's! Ich, Medea, Medusa, Megäre. Eine Schande für die Partei, die Menschheit, das Patriarchat. Denn ich wollte mein (männliches) Kind der Kontrolle entziehen. Patriarchal strukturierte Gesellschaften sind solche, in denen die Sexualität, die gesamte Geschlechtlichkeit, mithin Leben geben (und nehmen) männlich kontrolliert sein müssen. Gegen diese Selbstverständlichkeit hatte ich, etwas dümmlich, verstoßen. Sophie Behr, 1999