Mit Dienstleistungen auf du und du
: Halbtrockene Republik

■ Service: Hotel gut, Amt schlecht

Berlin (taz) – Der Ruf, mit dem Generationen fauler Kellner schmachtende Gäste genervt haben: „Kollege kommt gleich“ – dieser Ruf erklingt heute offenbar nicht mehr so oft durch deutsche Wirtshäuser. Deshalb ist der Ruf des Kellners auch besser geworden. Das hat die „Food and Beverage Management Association“ (FBMA) in einer Umfrage jetzt ermittelt.

„Deutschland: eine Dienstleistungswüste?“ lautete der Titel der Aktion, an der sich 744 Dienstleistungsfreunde und -opfer beteiligten. Ergebnis: Die besten Noten erhielten die Angestellten in Hotels und Restaurants (Note 2,4), die schlechtesten die Angestellten in öffentlichen Ämtern (4,2 – also kurz vor „mangelhaft“). Zur Freude der Auftraggeber FBMA selbst, die seit 25 Jahren „den Standard der Hotellerie und Gastronomie ausbauen“ will. Deutschland sei keine Dienstleistungswüste, frohlockt der Verband. Wohl auch darüber, daß der Wiener Charme nicht mehr durchschlägt: Österreichische Gastronomie schneidet inzwischen nicht mehr besser ab. Trocken ist die Republik also nicht. Vielleicht aber halbtrokken, wenn man sie mit den blühenden Landschaften in Ost und West vergleicht. 82 Prozent aller Befragten, die schon mal in den USA waren, sind sich nämlich darin einig, daß dort der Service deutlich besser ist. Im Land des Lächelns und Umgebung, in Ost- und Südostasien, fühlten sich sogar 82,2 Prozent besser bedient. Unwichtig bei der Beurteilung war für die Befragten der Punkt „Pflege des Regionalen“: Das Buddelschiff auf der Anrichte, der Geißbock an der Wand sind egal. Der Deutschen wichtigstes Kriterium bei der Beurteilung des Hotelservice ist, mit Abstand, „Sauberkeit“. Ulli Kulke

Der Autor (46) war 79 – 90 in der taz und ist heute stellv. Chefredakteur von „mare“