Bleibt nur die Gedenkfeier auf dem Schulhof?

■ Trotz eines Bürgerschaftsantrags ist die Gedenkstätte noch nicht umgebaut

„Die Heizung ist aufs nötigste gedrosselt, überall liegen herausgerissene Teppiche, baustellenartig, dreckig.“ Diese flüchtigen Notizen machte sich Christa Goetsch im Januar anläßlich eines Besuchs in den Kellerräumen der ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm. Ihr damaliges Fazit: „Diese Gedenkstätte ist keine Gedenkstätte mehr.“ Anlaß genug für die schulpolitische Sprecherin der GAL, zusammen mit der SPD einen Bürgerschaftsantrag zu initiieren, der darauf drängt, daß der Ort, an dem seit zwanzig Jahren die Erinnerung an die Kinder vom Bullenhuser Damm wachgehalten wird, wieder in einen würdigen Zustand versetzt wird.

Geschlossen stimmte die Hamburger Bürgerschaft im Februar diesem Antrag zu. Immerhin stand das Schulgebäude zu diesem Zeitpunkt schon drei Monate lang leer, geregelte Öffnungszeiten waren nicht mehr gewährleistet. Der Senat wurde daher ersucht, die Kellerräume „zügig“ vom Restgebäude abzutrennen und gleichzeitig einen Zustand herzustellen, der es ermöglicht, daß dort „am 20. April 1999 der 20. Jahrestag der Gründung der Vereinigung der Kinder vom Bullenhuser Damm mit den Angehörigen der Kinder begangen werden kann“.

Passiert ist seither nichts. Norwegische Abiturienten, die der Gedenkstätte jüngst einen Besuch abstatteten, waren entsetzt über den Schmutz vor Ort, erzählt Günther Schwarberg von der Vereinigung. „Sollte die Gedenkstätte auch am Dienstag noch verdreckt sein, werden wir die Feier auf dem Schulhof abhalten müssen.“

„Wie ich zu meinem Schrecken gehört habe, ist seit unserer Bürgerschaftsdebatte im Februar nichts geschehen“, konstatiert auch die CDU-Abgeordnete Eleonore Rudolph. „Man kann hier nur von einer beispiellosen Gleichgültigkeit der Kulturbehörde sprechen.“ Dabei hatte der Senat schon 1994 beteuert, daß die Zukunft der Gedenkstätte gesichert sei. Die Zuständigkeit, hieß es damals, werde „in vollem Umfang auf die Kulturbehörde übertragen“.

„Es ist alles auf gutem Wege“, lautete am Wochenende denn auch die beschwörende Formel von Ingo Mix, dem Sprecher der Hamburger Kulturbehörde. Die Feierlichkeiten morgen könnten auf jeden Fall stattfinden. „Bis zum Sommer soll die Schule baulich so verändert werden, daß die Gedenkstätte vom Schulhof aus zugänglich wird.“ Bis dahin bleibt die interessierte Öffentlichkeit unter der Woche vor verschlossenen Türen stehen. Nur sonntags sorgen MitarbeiterInnen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme für Einlaß. Karin Flothmann