Rausch der Sinne

■ Das Theater des Westens bekommt neuen Intendanten und eine zweite Spielstätte

So eine tolle Pressekonferenz aber auch. Das Theater des Westens hat mit Elmar Ottenthal ab August einen neuen Intendanten und lud deshalb zu Sekt und Selters ins Museum für Post und Kommunikation in der Leipziger Straße und nicht ins eigene Haus. „Kein Zufall“, so Ottenthal, „suchen wir unsere Zuschauer doch in ganz Berlin.“

Will Elmar Ottenthal das Musical neu erfinden? Wohl kaum. Der studierte Musikwissenschaftler, zuvor in Hamburg, Aachen und Wien tätig, versprach „jährlich zwei künstlerisch hochwertige Produktionen“. In den nächsten zwei Jahren sollen mindestens drei Produktionen Erst- oder Uraufführungen sein.

Otthenthal gibt seinen Einstand im mittlerweile 104jährigen Theater des Westens mit der Premiere von „Chicago“ am 25. September. Ein Stück über Mord und Gewalt, verpackt in Jazz. Aber nichts Neues. Gleiches gilt für „Rent“, das am 4. September seine Berliner Premiere erlebt. Die moderne Version von Puccinis Oper „La Bohème“ wird in der Freien Volksbühne, der künftigen zweiten Spielstätte, gegeben. Gegenwärtig wird ein Fünf-Jahres-Nutzungsvertrag ausgehandelt. Der neue Intendant glaubt bei einem Jahresetat von 20 Millionen Mark an höhere Einspielergebnisse, wird auf zwei Bühnen gleichzeitig „ge-musicalt“. Trotz höherer Kosten. Es gibt jedoch einen ganz profanen Grund. Weil künftig jede Inszenierung nicht mehr nur drei Monate, sondern ein halbes Jahr laufen soll, bedarf es der zweiten Bühne, damit alle Mitarbeiter des Hauses ausgelastet sind.

Auf die Uraufführungen darf man gespannt sein. Im Mai 2000 wird der Mythos Falco wiederbelebt. In „Falco meets Amadeus“ kriegen wir ein Musical „über Glanz und Elend im Kampf um die Unsterblichkeit“ zu sehen, wie Burghard Driest erzählte. Freuen (oder nicht) dürfen wir uns ebenso auf das Musical „Dornenvögel“ nach dem Bestseller von Colleen McCullough.

Ganz auf Kontinuität setzt das Theater des Westens mit „Nijinsky“ von Jürg Burth und Ulf Dietrich, ein Stück, das im Haus entwickelt wird. Prominente Unterstützung bekommt man dagegen bei „Excalibur“. Die Musik komponierten Michael Ernst und Johnny Bertl, für den letzten Schliff sorgte Alan Parsons. Der war gestern der eigentliche Star, strich sich noch schnell die Schuppen von der Schulter, als die Fotografenmeute anrückte. Er will, wenn es soweit ist, hier persönlich an den Reglern sitzen und ein „Tonerlebnis wie im Film“ auf die Bühne bringen. Andreas Hergeth

Jede Inszenierung soll nun ein halbes Jahr laufen, damit alle Mitarbeiter auch ausgelastet sind