Helfer scheitern an dichten Grenzen und tauben Ohren

■ Freunde und Verwandte dürfen ihre Angehörigen nicht aus den Flüchtlingslagern holen

Am anderen Ende der Leitung spricht Klaus Gronenberg gegen das Stimmengewirr rings um seinen Arbeitsplatz an. Der Mann macht einen schwierigen Job. Seit einer Woche sitzt er am Telefon und führt Gespräche, die „nicht einfach zu verkraften sind“. Jeden Abend wird gezählt: Mehr als 600 Anrufer täglich – das Ergebnis einer Woche „Kosovo-Hotline“, bundesweit und kostenlos.

Die meisten Anrufe kommen von Albanern, die in Deutschland leben. Ihnen geht es um Verwandte, die vielleicht oder ganz gewiß in einem der Flüchtlingslager auf dem Balkan stecken und die sie zu sich nach Deutschland holen wollen. Helfen kann ihnen Klaus Gronenberg dabei nicht, nur verweisen an andere.

Zuständig sind die Bundesländer, erklärt er geduldig, sooft es eben sein muß. Doch auch hier werden die Anrufer abgewiesen. Denn einen legalen Weg, Verwandte ins Land zu holen – und sei es nur für kurze Zeit –, gibt es nicht. Begründung: „Nach Mitteilung des Bundesministeriums des Inneren ist eine weitere Übernahme von Flüchtlingen nicht beabsichtigt, entsprechende Visa – auch Besuchsvisa – werden aus diesem Grunde nicht erteilt“ – so heißt es in einem Erlaß des hessischen Innenministers. Fast wortgleich lauten die Beschlüsse in den anderen Ländern. Ausnahmen gibt es nicht, selbst dann nicht, wenn Privatpersonen sämtliche Kosten übernehmen wollen, die durch Transport und Aufenthalt entstehen. Die dafür nötigen Verpflichtungserklärungen zur Kostenübernahme werden von den Ländern bereits seit Anfang April nicht mehr angenommen.

Die Länder befürchten, „bosnische Erfahrungen“ könnten sich wiederholen, sagt der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Fritz Rudolf Körper, der taz.

Auch damals war die Bundesregierung bereit, 13.000 bosnische Bürgerkriegsflüchtlinge aufzunehmen. Durch kulante Nachzugsregelungen seien jedoch rund 350.000 Bosnier ins Land gekommen. Daß man diesmal einfach vorsichtiger sein wolle, ist für die deutschen Flüchtlingsvereine purer Hohn: „Hier wird die Hilfsbereitschaft von Menschen systematisch hintertrieben“, sagt Thomas Jäger von der Flüchtlingsinitiative Pro Asyl. Viele Angehörige seien völlig verzweifelt, hätten wochenlang nichts von ihren Verwandten gehört oder schlimme Nachricht erhalten. Der Verein fordert deshalb die Aufnahme weiterer Kosovo-Flüchtlinge, um auseinandergerissene Familien zusammenführen zu können. „Das ist für die Menschen im Moment wichtiger als jede Therapie.“ Yvonne Wieden