Wilde Stein-Mischung aus Recycling-Material

■ Ökologisch orientierte Bremer Garten- und Landschaftsbauer setzen auf wiederverwertbare Steine, um den Transport von Natursteinen aus fernen Ländern wie Indien, China oder Portugal möglichst zu vermeiden

Den Gartenbesitzern sei so richtig „die Kinnlade heruntergeklappt vor Begeisterung“, sagt Gabi Thurm von der selbstverwalteten Bremer Firma „Die Gartenbauer“. Denn die setzen derzeit verstärkt auf ganz neue Garten-Kreationen – ganz „individuell“ und dazu noch ziemlich umweltschonend: Sie gestalten wilde Stein-Mischungen für Terrasse und Garten, die durch das Wiederverwenden alter Natursteine zustande kommen.

Statt Terrassen und Gärten mit ganz eintönigen Natursteinen wie gelbem Granit aus dem fernen Indien oder China zu gestalten, kaufen die „Gartenbauer“ lieber bereits benutzte Granit-Steine zum Beispiel aus dem „Steinmetzgewerbe“ auf. „Das ist dann Stein, der bei der Verarbeitung dort einfach übrig bleibt“, erklärt „Gartenbauer“ Volker Kranz. Oder sie fahren bei Bauschuttdeponien vorbei – und halten auf eigene Faust in abgestellten Baucontainern nach weggeschmissenen Steinen Ausschau.

Denn irgendwann seien sie als „ökologisch orientierter Betrieb“ dann doch „in's Grübeln bekommen“, sagt Landschaftsgärtner Kranz. Vor Jahren noch setzte nämlich die Gartenbau-Ökoszene voll auf das Motto: Alle Betonplatten raus aus den Gärten und rein mit dem ökologisch korrekten Naturstein aus fernen Ländern. Schließlich würde gerade die Produktion von Beton „so manchen Schadstoff“ in die Luft pesten. „Aber ist es auch ökologisch vertretbar, die Natursteine aus Indien und China per Schiff ganz bis nach Deutschland zu verschiffen?“, fragten sich die „Gartenbauer“ und starteten schließlich ihre Recycling-Idee.

„Beton völlig verteufeln“ ist seitdem bei den „Gartenbauern“ nicht mehr „in“. „Wir belassen ihn zum Teil jetzt einfach im Garten oder auf der Terrasse“, sagt Gartengestalterin Thurm – und werten die Gegend drumherum naturmäßig und gestalterisch neu auf. Oder verwerten Stücke davon weiter – um sie gemeinsam mit den anderen recycelfähigen Granitsteinen oder Klinkern einzusetzen. Das gäbe dann nämlich prima Mischungen ab, erzählen die „Gartenbauer“. So enstanden als allererste Arbeiten ganz individuell gestaltete Terrassen-Schnecken und Spiralen.

„Billiger“ sei das Ganze allerdings nicht, denn auch die Steine wollen besorgt und der Garten gestaltet sein. Und auch brauche man „Kunden, die sich darauf einlassen“. Zum Beispiel auf kreative Ideen wie das Zwischenpflastern von Granitsteinen in einem aufgeplatzten Betonpfad – oder auf das Ausklopfen von Ecken in einen Betonplatten-Weg, in den dann als „kleine Effekte“ eckige Granitsteine eingesetzt werden. „Der Vorteil dabei: Das hat kein anderer, das ist ganz ohne Ausnahme“, sagt dazu die Gartengestalterin Gabi Thurm.

„Ganz witzig kann das wirklich aussehen“, bestätigt auch Manuel Peppler, Regionalleiter vom Bremer Fachverband der „Garten- und Landschaftsbauer“. Zehn von insgesamt rund 40 Bremer Betrieben sind dort organisiert. Viele nicht ökologisch orientierte Gartenbauer würden zum Teil auch schon mit gebrauchtem Steinmaterial hantieren, berichtet er. „Wir kaufen auch Steine, die zum Beispiel beim Aufbrechen alter Pflastersteinstraßen übrig bleiben“. Und Kunden würden öfter auch explizit nach bereits abgenutzten Granitsteinen fragen. „Die Steine haben dann mehr Charme und glitzern eben ganz eigen“.

Die Regel sei das aber nicht – zum größten Teil ordere man doch über Händler besagte Natursteine aus Indien, China und Portugal. „Wir gehen nicht in der Stadt auf die Suche nach wiederverwertbarem Material“. Denn das wäre einfach „zu aufwendig, weil wir als größere Firma mit 60 Mitarbeitern einfach viel, viel größere Mengen zu verarbeiten haben“. „Ökologisch“ sei das deshalb wohl schon, was die insgesamt sechsköpfigen Bremer „Gartenbauer“ machen. „Aber im Grunde müßte man schon noch mal eine richtige Ökobilanz starten, ob das Verschiffen der Steine nach Deutschland wirklich soviel unökologischer ist als der Transport mit Lkws von Steinen aus der Eiffel“.

Aber solche Fragen stellen sich die Garten- und Landschaftsbauer nicht: "Ökosiegel gibt es zum Beispiel in unserem Bereich nicht“, erklärt Manuel Peppler vom Bremer Fachverband. Ein bißchen „öko“ sei die Garten- und Landschaftsbaubranche aber schon: Zum Beispiel würden alte Betonplatten zum Zerschroten zu einer Bremer Firma gebracht, die aus den Steinen wiederverwertbaren Schotter macht. Solche Gartentrends wie die Wiederverwertungsidee der „Gartenbauer“ seien jedoch nur in kleinerem Stil machbar und sinnvoll.

„Wir mußten zum Beispiel gerade als Auftrag eine Vielzahl von Reihenhäusern und Kleingärten in einem Altlastengebiet neu gestalten“, erzählt Manuel Peppler über die tägliche Arbeit seiner Firma. „Da waren die alten Betonplatten bereits sehr zerbröselt, und da haben wir uns entschieden, die ganzen Steine einfach komplett wegzuschmeißen“. Ein Zerklopfen und Wiederverwerten wäre „für diese große Auftragsmenge zur Gartenneugestaltung nämlich einfach viel zu aufwendig gewesen“, bilanziert der Fachverbands-Vertreter.

Katja Ubben