Elf Neonazis und kein Schuldgeständnis

■ Die Jugendlichen, die den Asylbewerber Omar Ben Noui in Guben zu Tode gehetzt haben sollen, kommen vor Gericht. Der Staatsanwalt ermittelt auch weiter gegen einen Kubaner

Cottbus/Berlin (AP/taz) – Die Anklageliste ist lang. Nötigung, Beleidigung, Körperverletzung, schweren Landfriedensbruch und fahrlässige Tötung wirft die Staatsanwaltschaft Cottbus elf Jugendlichen aus dem brandenburgischen Guben vor. Sie sollen vor zwei Monaten den algerischen Asylbewerber Omar Ben Noui gemeinschaftlich zu Tode gehetzt haben. Bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung drohen ihnen bis zu fünf Jahren Haft. Die Staatsanwaltschaft rechnet aber damit, daß gegen die 17 bis 20 Jahre alten Männer nach Jugendstrafrecht verhandelt wird.

Rückblende: Am frühen Morgen des 13. Februar verläßt der 28jährige Algerier Omar Ben Noui eine Diskothek in Guben. Draußen warten rechtsradikale Jugendliche. Sie hetzen den Asylbewerber durch die Kleinstadt. Ben Noui versucht, in ein Haus zu fliehen, tritt eine Glastür ein und schneidet sich dabei die Beinschlagader auf. Als der Notarzt eintrifft, ist er bereits verblutet.

Die Tat löste Entsetzen in ganz Deutschland aus. Die Gubener protestierten mit Trauermärschen gegen rechte Gewalt. Zunächst ermittelte die Polizei gegen 15 Jugendliche, elf von ihnen hat der Staatsanwalt jetzt angeklagt.

„Die fühlen sich nicht schuldig“, sagt Andreas Richter, der ermittelnde Staatsanwalt. Zwar hätten alle elf gestanden, den Algerier gehetzt zu haben. Zwei hätten auch „umfangreichere Aussagen zum Tatverhalt“ gemacht, noch könne man aber keinen als Haupttäter bezeichnen. „Dafür sind die Aussagen zu dünn“, sagt Richter. Der Hintergrund für die Tat sei aber klar: Fremdenfeindlichkeit.

Damit enden auch Spekulationen, nach denen die Ausländerhatz ein Racheakt gewesen sein soll. Rechte Jugendliche hatten ausgesagt, ein Kubaner habe sie in der Diskothek mit einer Machete angegriffen. Daraufhin habe die Jagd erst begonnen.

Die Gubener Polizei hatte in der Nacht zunächst einen Asylbewerber festgenommen, den rechtsradikalen Mob aber laufen lassen. Die Machete habe sich inzwischen als „Flacheisen“ herausgestellt, sagt Staatsanwalt Richter. Keiner der jetzt angeklagten Jugendlichen habe zudem ausgesagt, er sei von dem Kubaner direkt angegriffen worden. Gegen den Kubaner wird trotzdem weiter ermittelt. Von den rechtsradikalen Jugendlichen sind alle bis auf drei noch auf freiem Fuß. Till Ottlitz