Friede, deutsch und polnisch

6000 Menschen wurden nach dem Warschauer Aufstand ins KZ Neuengamme deportiert. Nun soll ein Mahnmal an sie erinnern  ■ Von Karin Flothmann

Józef Kaczmarczyk war ein junger Mann, als am 1. August 1944 der Warschauer Aufstand begann. Der damals 22jährige schloß sich der polnischen Untergrundarmee an, um für die Unabhängigkeit seines Landes zu kämpfen. „Ich zog los mit einem Sanitätskoffer und zwei selbstgebastelten Handgranaten“, erinnert sich Kaczmarczyk. Innerhalb von 63 Tagen schlug die deutsche Wehrmacht den Aufstand blutig nieder. Haus für Haus wurde Warschau dem Erdboden gleichgemacht. Mehr als 150.000 EinwohnerInnen der Stadt fanden den Tod.

Rund 50.000 Überlebende wurden von den Nazis in Konzentrationslager deportiert. Auch Józef Kaczmarczyk. Heute lebt er in Hamburg und engagiert sich dafür, daß die Erinnerung an die Opfer des Aufstands wachgehalten wird. „Mehr als 6000 von ihnen wurden in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt“, erinnerte gestern Detlef Garbe, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Sechzig Jahre nach dem deutschen Angriff auf Polen, der den Beginn des Zweiten Weltkriegs markiert, soll nun endlich ein sichtbares Erinnerungszeichen für diese Menschen gesetzt werden.

Auf Initiative der Hamburger Gruppe des Bunds der Polen in Deutschland soll am 1. September die Enthüllung eines Mahnmals auf dem Gelände der KZ Gedenkstätte Neuengamme stattfinden. „... Friede denjenigen, die Liebe und Hingabe nicht scheuen“, soll bis dahin auf Deutsch und Polnisch eingemeißelt auf einer blankpolierten Granitplatte stehen. Auf der 24 Quadratmeter großen Platte gruppieren sich in Reih und Glied dreißig grob bearbeitete Blöcke aus gebrochenem Granitgestein.

Das Mahnmal, so erläutert der Bildhauer Jan de Weryha-Wysoczanski, „soll zum einen den Aspekt des totalitären, des perfekt organisierten Apparats ausdrücken, der zur Eliminierung des Einzelnen und ganzer Menschengruppen dient.“ Zugleich weisen die grobgespaltenen und damit individuellen Granitelemente für den Künstler „auf die Vielfalt und Unverwechselbarkeit des menschlichen Individuums hin“. Der mit Granitschotter ausgelegte Weg, der zum Mahnmal führen wird, soll BesucherInnen „an den Weg erinnern, den die zur Vernichtung Verurteilten zurücklegen mußten“.

Jan de Weryha-Wysoczanski stellt seinen Mahnmal-Entwurf kostenlos zur Verfügung. Auch das Komitee zur Errichtung des Denkmals, dem unter anderen der Überlebende Józef Kaczmarczyk angehört, arbeitet ehrenamtlich. 30.000 Mark wird die Errichtung schätzungsweise kosten. Deshalb bittet das Komitee um finanzielle Unterstützung, um die Pläne tatsächlich verwirklichen zu können.

„Spende: Mahnmal – KZ Neuengamme“, Kto-Nr. 0175180301, Dresdner Bank, BLZ 200 800 00