„Die sind sowas von bescheuert“

■ Bremerhavener Auto-Transporteur Egon H. Harms kritisiert Daewoo-Ansiedlung auf dem Vulkan-Gelände / Mit Millionen-Subventionen wird Konkurrenz für Bremerhaven gelockt

Der Bremerhavener Unternehmer Egon H. Harms (71) ist stocksauer. „Die sind sowas von bescheuert“, faßt er seinen Ärger über die Ansiedlung des Daewoo-Autoumschlages in Bremen-Vegesack zusammen. In der Wirtschaftsverwaltung säßen Leute, „die nichts von dem Geschäft verstehen“. Erstens handele es sich nicht um eine Neuansiedlung, sondern „nur um die Umsiedlung“ des Auto-Umschlages aus Bremerhaven nach Bremen. Gleichzeitig sollen 80 Wiesbadener Arbeitsplätze nach Bremen kommen. „Hessen ist Geberland im Länderfinanzausgleich“, staunt Harms. „Die nehmen das Geld und locken den Hessen damit Arbeitsplätze weg!“

70 Millionen Mark oder mehr würde das Land für Daewoo zahlen, schätzt Harms. Für das Vulkan-Verwaltungsgebäude soll es einen Mietvertrag über zehn Jahre geben – „wieviel Jahre davon mietfrei sind, sagt keiner“.

Für ihn ist klar: Der koreanische Auto-Hersteller ist aus Wahlkampf- und Profilierungs-Gründen auf das Vulkan-Gelände gelockt worden. Denn alle fachlichen Gründe sprächen dagegen. „Hier sollen Steuergelder in Millionenhöhe verschleudert werden, nur weil einer den Wunsch geäußert hat, von seinem Fenster aus den Umschlag zu beobachten. Dieses wurde den Leuten durch die BBI (Bremen Business International, Wirtschaftsförderer des Hafensenators, d. Red.) schmackhaft gemacht, und zwar so, daß sie nicht mehr nein sagen konnten.“ Harms fühlt sich von der Politik hinters Licht geführt. „Die setzen auf Effekthascherei“, er sei „sehr enttäuscht von dem sogenannten Wirtschaftskabinett“.

Derzeit werden über Bremerhaven im Jahr an die 20.000 Daewoo-Pkw verladen. Der Firma Mosolf soll dieser Auftrag weggenommen werden, um die Firma Egerland auf das Vulkan-Gelände zu locken. Mit diesem Volumen wird ein Auto-Umschlag aber nicht existenzfähig sein, sagt Harms. Schlicht erklärt: Wenn ein Münchener Verkäufer zwei Daewoo-Autos bestellt und innerhalb von 24 Stunden haben will, dann bekommt der Lieferant seinen Transport nur voll, wenn er gleichzeitig auch andere Pkw mitnehmen kann. Egerland wäre also geradezu gezwungen, mit Dumping-Preisen zu operieren – gegen Bremerhavenen.

Und Perspektive hat Daewoo allein auch nicht: In Warschau baut Daewoo seine Produktion aus, um von dort aus direkt und per Lkw den europäischen Markt zu beliefern. Die Daewoo-Anlieferung per Schiff aus Korea wird weiter zurückgehen, unter die 10.000-Stück-Marke, prophezeit Harms, der seit Jahrzehnten erfolgreich in dem Geschäftsbereich tätig ist und als erfolgreicher Unternehmer in den Medien herumgereicht wird. Damit ist es jetzt vorbei. „In Zukunft werde ich nicht mehr so bremisch denken wie bisher“, vertraute er der Nordsee Zeitung am 19.4. an.

Bis heute hat er darauf keinen Brief mit einem Gesprächsangebot des zuständigen Häfensenators bekommen. Im Gegenteil: Gestern waren zwei Unternehmer aus dem Auto-Umschlagsbereich bei Wirtschaftssenator Josef Hattig zum Gespräch eingeladen. Harms, der seinen Ärger öffentlich geäußert hatte, bekam keine Einladung. „Die umgehen mich“, sagt Harms.

Auch die „Interessengemeinschaft“ der auf dem Bremer Vulkan-Gelände derzeit arbeitenden Unternehmen hat die Pläne, einen guten Teil des Geländes für den Auto-Umschlag freizumachen, scharf kritisiert. K.W.