EU verbietet Import von US-Beef

Die EU-Kommission hat sich nach langen Beratungen zum Verbot durchgerungen, da US-Rindfleisch mit Hormonen zu stark belastet ist  ■   Aus Brüssel Peter Sennekamp

Die EU-Kommission hat gestern entschieden, Rindfleischimporte aus den USA zu unterbinden. Die formelle Entscheidung wird in Kürze bestätigt. Der Importbann wird am 15. Juni in Kraft treten.

In Folge der Funde hormoneller Rückstände in US-Rindfleisch für den europäischen Markt hat sich auch der EU-Veterinärausschuß gestern in Brüssel für ein völliges Importverbot von US-Rindfleisch nach Europa ausgesprochen. Nach zweitägigen Beratungen in Brüssel entschied das Gremium, der EU-Kommission ein Embargo nahezulegen. Die EU-Kommission hat nun mit qualifizierter Mehrheit den Einfuhrstopp für das Rindfleisch beschlossen, um nicht noch auf einen Beschluß im EU-Ministerrat warten zu müssen.

Bei 12 Prozent aller 258 Stichproben in US-Schlachthäusern hatten die EU-Experten Anabolika-Rückstände in „hormon-free Beef“ gefunden, das für den Export in die EU zugelassen war. Im Handelskonflikt mit den USA und Kanada um Hormonfleisch hatten die EU-Außenminister Anfang der Woche in Luxemburg beschlossen, schon in Kürze die Einfuhr von gekennzeichnetem Fleisch zuzulassen. Voraussetzung dafür sei aber die gesundheitliche Unbedenklichkeit, die noch geprüft werde, so der Ministerratsbeschluß. Widersprüchlich gegenüber einem Embargo zeigten sich gestern allerdings SPD und Grüne. „Angesichts der noch nicht völlig abgeschlossenen wissenschaftlichen Bewertungen über eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen durch hormonbehandeltes Fleisch darf weiterhin kein derartiges Fleisch auf den europäischen Markt kommen“, forderte die Europaabgeordnete Dagmar Roth-Behrendt (SPD). Sie will auch kein etikettiertes Fleisch auf den EU-Markt kommen lassen, weil jeder Mensch wisse, „daß man weiterverarbeitete Fleischprodukte nicht mehr auf ihren Ursprung zurückverfolgen“ könne.

Dagegen hatte Außenminister Joschka Fischer gegenüber Abgeordneten der Grünen im Europaparlament gesagt, die Europäische Union werde gegen den Druck der USA kein Importverbot gekennzeichneten Hormon-Beefs durchsetzen können.

Die Welthandelsorganisation WTO hatte bereits 1996 auf Antrag der USA und Kanadas ein Embargo der EU abgelehnt, jedoch bis zum 13. Mai 1999 Zeit für eine gesundheitliche Prüfung eingeräumt. Die Ergebnisse stehen noch aus. Die EU-Kommission verhandelt derzeit auch Kompensationen für die USA und Kanada.