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Antworten auf Letzte Fragen

Wie viele Ex sollte die Freundin eines ziemlich tollen Typen auf dessen Geburtstagsparty tolerieren? (24.4.99)

Alle, die er einlädt. Genau angukken, gut zuhören! Dietlinde Korpinn, Waiblingen

Das kommt zunächst mal auf die Gesamtzahl der Ex an. Liegt diese Zahl höher als [(Alter des tollen Typen) – (Alter der Geschlechtsreife des tollen Typen)] : (1,5...2)], sollte frau ALLE Ex nicht nur akzeptieren, sondern dafür sorgen, daß sie möglichst wirklich alle kommen.

Denn liegt die Zahl höher, kann das eigentlich nur heißen, daß irgendein Haken an dem Kerl ist. Und den kann man natürlich besser rausfinden, je mehr Ex man kennenlernt. Ganz abgesehen davon, daß man dann schon mal alle die Geschlechtsgenossinnen kennt, mit denen man nach der Trennung über den Kerl ablästern kann, weil sie ja genau wissen, wie mies er eigentlich ist.

Ist frau indes mehr auf Sicherheit bedacht, sollte man eher eine Auswahl treffen nach dem Kriterium „Wer hat wen verlassen?“. Dabei darf frau getrost davon ausgehen, daß von Exen, die der tolle Typ selbst verlassen hat, kaum Gefahr ausgeht, während bei Exen, die den tollen Typen verlassen haben, die Gefahr besteht, daß sie es sich doch plötzlich wieder anders überlegen und der tolle Typ urpötzlich zum Scheißkerl mutiert, wenn er nur allzu bereitwillig zu seiner Alten zurückkehrt... Christina Schubert, Hagen

Nach der Erfahrung einer Bekannten von mir kann frau gar nicht genug Ex kennenlernen, um herauszufinden, warum die Beziehung auseinandergegangen ist. Frau kann sich dadurch – ich habe da so einiges mitbekommen – vieles ersparen.Achim Blechschmidt, Hildesheim

„Exe“ kann man ruhig alle tolerieren, bei den „Zukünftigen“ aber ist Vorsicht geboten.Jean d'Oerpel

So viele, wie sie bereit und in der Lage ist, ihrerseits bei einem entsprechenden Anlaß aufzubieten.Hildgarde Lisse

Auf diese Frage existieren so viele Möglichkeiten einer Antwort wie vermutlich Exen in Stuttgart.

Mathematisch wie lebenserfahrungs-technisch: Redlicherweise sollte sich die Toleranzgrenze des Fräuleins mit steigendem Alter des betroffenen Verbandelten proportional ausweiten; als Maximalgrenze dürfte vorgeschlagen werden: Ist der „tolle Typ“ 20 bis zu 4 Ex, ist er 30 bis zu 8 usw. Weswegen das Büfett – in Anbetracht der Anzahl noch zu addierender Gäste – aber wohl schon beizeiten leer geräumt wäre.

Geographisch wie demographisch: In Stuttgart gibt's doch wohl gar keine „tollen Typen“ (vielleicht ist das „ziemlich“ ja schon ein Wink mit dem Zaunpfahl) – obwohl, einen kenne ich doch...

Ideologiekritisch: Was ist ein „toller Typ“? Und wieso diese Alliteration? Und ist die Bezeichnung „toller Typ“ nicht unheimlich männerverachtend – wie sein Pendant „geile Tante“?

Psychologisch resp. gemein (und Rückfrage): Wenn eine Frau ihren Lebensabschnittspartner als „tollen Typen“ bezeichnet, ist damit etwa sowas wie Til Schweiger gemeint? Falls ja, würde ich meinen gesamten Antwort-Komplex, gänzlichst zurückziehen und die gesamte Frage dem neuen deutschen Film überlassen – denn der hat ja auf alles eine Antwort.

Ökologisch: Je weniger Ex im Sinne von Gästen, desto weniger Pappteller, Plastikbecher etc.

Sprachtechnisch: Gibt es überhaupt eine Ex?

Partnerschaftstherapeutisch: Definiert die Fragestellerin ihren Part in der Partnerschaft etwa ex negativo?Marcel Malachowski, Berlin

Das kommt ganz auf den Alkoholgehalt an.Gerd Neurath, Saarbrücken

Warum hören Kurzsichtige so schlecht, wenn sie ihre Brille ablegen? (24.4.99)

Das Phänomen nachlassender Hörkraft beim Absetzen der Brille tritt nur bei etwas zu kurz ausgefallenen Brillengestellen (AOK-Modelle) auf. Durch den Zug an den Ohrmuscheln werden diese nach vorne gebogen, was die Hörfähigkeit verbessert. Möglicherweise ist die Erscheinung auch bei besonders stark ausgeprägter Kurzsichtigkeit (sog. Glasbaustein- oder Flaschenboden-Gläser) durch das Eigengewicht der Brille zu beobachten.Dr. Thomas Bschor, Berlin

Mit dieser Frage fühle ich mich bis ins Innerste getroffen.Manuela Wend, Pressen

Auch die Augen spielen bei der zwischenmenschlichen Kommunikation eine große Rolle. Viele Menschen lesen unbewußt von den Lippen des Gegenübers und in dessen Mimik/Gestik. Fällt diese „Ergänzung“ zum Hören weg, ist das Verständnis unklarer, als wenn beide Sinnesorgane beteiligt sind.Susanne Tank, Berlin

Weil ihnen der Hut über die Ohren rutscht.Judith Müller, Konstanz

Dieses Phänomen hat 2 Gründe:

– der Kurzsichtige kann die Schallwellen nicht mehr sehen und dementsprechend auch seine Lauscher nicht richtig ausrichten

– da nach dem Absetzen der Brille die Ohren nicht mehr durch die Brillenbügel leicht nach vorne geklappt werden, rauscht der Schall einfach leichter vorbei.

PS: Hornbrillenträger sind oft besonders schlimm betroffen, da sie meist dickere Gläser und Bügel haben.Frank Struck, Hamburg

Wie funktioniert Treibsand? (24.4.99)

Da ist also eine Wüste, sprich, viel Sand. Und dann ist da noch eine Quelle. (Doch, doch, die gibt's auch in einer Wüste). Leider ist die Quelle nicht stark genug, daß das Wasser an die Wüstensandoberfläche gelangt. Dann wäre da auch keine Wüste mehr. Das wollen wir in diesem Fall aber. Also, das frische Quellwasser schafft es nicht ans Tageslicht und ist darob so böse, daß es einfach unter dem Sand so vor sich hin gluckert. Dadurch wird nun die Reibung der Sandkörner untereinander so gering, daß der Sand genauso gut fließen kann, wie das Wasser selbst. Tapert nun ein Wüstenkind durch diese wüste Wüste, sinkt es in den Treibsand. Und falls kein wohlmeinendes Kamel mit einem Abschleppseil in der Gegend ist, kann er/sie sich die untersandische Quelle dann von nahem ansehen. Schlimme Sache, das.Dörte Pelloth, Lüneburg.

Normaler Sand besteht aus Körnern, deren Körper ziemlich eckig sind und die sich somit ineinander verhaken. Treibsand jedoch besteht aus runden Körnern, die sich gegenseitig keinen Halt bieten, und somit versinkt man im Treibsand wie im Wasser, nur langsamer.Bertolt Graichen, Obing

Es gibt 2.000 Termitenarten auf der Welt, die meisten in den Tropen oder Subtropen, selten auch in Trockenzonen. Sie leben in Völkergemeinschaften und sichern ihr Überleben in der Wüste, indem sie Regentropfen sammeln und tief im Sand in zentralen Wasserdepots einlagern.

Wenn Trockenzeit droht, sammeln sie Luft und laden sie unterirdisch ab, indem sie eine Art große Luftblase bilden. Wenn jetzt ein Mensch oder ein Kamel da drüber läuft, platzt die Luftblase unter dem Druck und es treibt den Mensch oder das Kamel in die Tiefe des Sandes. Jetzt schlägt die Stunde der Termiten: Das wird ihr gefundenes Fressen.(ohne Dr.) Christof Kehr

Was ist der Unterschied zwischen Natur und Landschaft? (17.4.99)

Landschaft ist vom Menschen gestaltete Natur.Baerbel Welsch, Heidelberg

Die Natur kommt vor der Landschaft:

1. Im Begriffspaar „Natur und Landschaft“ ebenso wie im Begriffspaar „Naturschutz und Landschaftspflege“ (im übrigen verweist das erstgenannte Begriffspaar meist auf das letztgenannte, ebenso wie „Natur und Umwelt“ auf Natur- und Umweltschutz verweist).

2. Entsprechend dem Slogan einer Bausparkasse gilt: „Ein Haus zu bauen liegt in der Natur des Menschen.“ Erst danach steht das Haus in der Landschaft.

3. Das Wirtschaften des Menschen macht aus der Natur eine Land(wirt)schaft.

4. Im Wort „Naturlandschaft“ (“Landschaftsnatur“ macht keinen Sinn).

5. Eine die Regel bestätigende Ausnahme zeigt sich in der alphabetischen Reihenfolge. Außerdem kann sich eine (Kultur-)Landschaft, die der Natur überlassen bleibt, auch in diese zurückverwandeln.Gisela Splett, Karlsruhe

Zur Landschaft gehören Häuser, zur Natur nicht (es sind keine Häuser im Wald – außer dem Naturschutzzentrum).Erik Splett, 5 Jahre, Karlsruhe

Der Mensch besteht aus lauter Atomen, auch das Gehirn. Wie können Atome ein Bewußtsein haben? (6.3.99)

Der Fragesteller irrt implizit und explizit und das gleich in drei Fällen:

1. Er hängt wahrscheinlich noch immer dem naiven Atommodell von Bohr an, nach dem Atome wie kleine knubbelige Kugeln vorgestellt werden. Daß Atome sich in noch kleinere Einheiten zerlegen lassen, ist wohl klar. Nicht klar ist, was deren „eigentliche“ Substanz ist. Daran hängt die laienhaft formulierte Frage: Kann man Elektronen verspeisen oder mampfe ich dann Licht/Energie?

2. Man vermischt mit solcher Frage zwei nicht zusammengehörende Gebiete. Die reine Physik kennt kein Denken (außer dem, daß der Physiker denkt). In der Physik gibt es nur Lagen, Abstände, Gewicht, Dichte, Ausdehnungsdifferenzen in der Temperaturmessung etc. innerhalb definierter Meßsysteme. Sind fünf Kilometer schön? Das ist eine unphysikalische Frage. Sie mischt Ästhetik und Physik und verspricht keinen Erkenntnisgewinn.

3. Er impliziert, Bewußtsein sei gleich Denken. Das ist nicht der Fall. Bewußtsein seiner selbst – ich folge hier dem Philosophen H. Schmitz – gibt es nur bei Lebewesen, die sich selbst leiblich spürend in der Welt vorfinden. Der „Leib“ ist dabei das Gegenstandsgebiet all dessen, was man im Raum seines Körpers ohne Hilfe der sogenannten fünf Sinne spürt, etwa Schmerz, Hunger, Wollust, Müdigkeit, Behagen, Ekel, Frische etc. unter dem Motto: Du stichst mich mit der Forke, also bin ich.

Das was Denken ausmacht, besteht in der Vereinzelung von Situationen, das heißt Sachverhalte, Programme, Probleme zu erkennen und – beim Menschen durch Sprache – benennen zu können. Bewußtsein ist also nicht Bewußtsein von etwas. Ich behaupte, die meisten Menschen denken im herkömmlichen Sinne nicht so viel, wie sie meinen, d.h. willentlich.

Gedanken prozessieren jetzt und jetzt und jetzt, sie passieren augenblicklich in zeitlich indifferenter Weise (es bleibt unentschieden, wann ein Jetzt vorbei ist und ein neues anfängt). Ein Bewußtsein als Geistseele zu postulieren, erledigt sich. Denn wo, bitte schön, ist das Bewußtsein im Tiefschlaf?

Denken ist ein Augenblicksvollzug und zwar ein Vollzug eines sich spürenden Systems, das versucht, Dinge zu vereinzeln. So wenig Liebe etwas mit Hormonen zu tun hat, so wenig ist Denken eine kybernetische oder physikalische Angelegenheit. Einen Kopf zum Denken braucht man natürlich schon.Dr. Gerhard Bleick, Porta Westfalica

mich mit der Forke, also bin ich.

Das was Denken ausmacht, besteht in der Vereinzelung von Situationen, das heißt Sachverhalte, Programme, Probleme zu erkennen und – beim Menschen durch Sprache – benennen zu können. Bewußtsein ist also nicht Bewußtsein von etwas. Ich behaupte, die meisten Menschen denken im herkömmlichen Sinne nicht so viel, wie sie meinen, d.h. willentlich.

Gedanken prozessieren jetzt und jetzt und jetzt, sie passieren augenblicklich in zeitlich indifferenter Weise (es bleibt unentschieden, wann ein Jetzt vorbei ist und ein neues anfängt). Ein Bewußtsein als Geistseele zu postulieren, erledigt sich. Denn wo, bitte schön, ist das Bewußtsein im Tiefschlaf?

Denken ist ein Augenblicksvollzug und zwar ein Vollzug eines sich spürenden Systems, das versucht, Dinge zu vereinzeln. So wenig Liebe etwas mit Hormonen zu tun hat, so wenig ist Denken eine kybernetische oder physikalische Angelegenheit. Einen Kopf zum Denken braucht man natürlich schon.Dr. Gerhard Bleick, Porta Westfalica

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