Arme am reich gedeckten Tisch

Erstes Restaurant mit nach Einkommen gestaffelten Preisen öffnet in Altona  ■ Von Heike Haarhoff

Sie werden das gleiche Menü essen, aber unterschiedliche Preise dafür bezahlen: „Zum kleinen Zinken“, das bundesweit erste Vollzeit-Restaurant mit Preisen, die sich nicht nach den Speisen richten, sondern nach dem Einkommen der Gäste, wird heute nachmittag um 16 Uhr in der Rothestraße 50 in Altona seine Türen öffnen.

Der „Zinken“, ursprünglich ein Symbol für ein gastfreundliches Haus, werde „ein Ort des Friedens“ sein, sagte gestern Pastor Frank Howaldt vom Kirchenkreis Altona. Sozialsenatorin Karin Roth und Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (beide SPD) ergänzten, es handele sich um eine „innovative Form“ moderner „Armutsbekämpfung“, die Arm und Reich „an einen Tisch“ bringen werde. Was die Redner der Barmherzigkeit nicht hinderte, beim gestrigen Eröffnungsbüffet mit Lachshäppchen, Roastbeefbrötchen und Sekt doch unter ihresgleichen zu bleiben.

Die Idee eines Restaurants „für Arm und Reich“, das die Jugendhilfe Ottensen als Betreiberin nun nach vierjähriger Planung in die Tat umsetzt, kommt aus Paris und ist schnell erzählt: Im „Zum kleinen Zinken“ sollen Menschen mit höherem Einkommen für Obdachlose und andere Gäste mitbezahlen, die sich sonst kein Essen im Restaurant leisten könnten. Wer genug Geld habe, erklärte Projekt-Sprecherin Sigrid Adler, zahle rund 20 Mark für ein Hauptgericht („Solidaritätspreis“) und subventioniere damit den „Zinkenpreis“ von fünf Mark, den Einkommensschwache bezahlen sollen. Daneben werde es noch einen „Standardpreis“ von etwa acht bis zehn Mark geben, der die Selbstkosten decke. Die Einstufung erfolgt nach Selbsteinschätzung – ein Prinzip, nach dem übrigens auch die taz ihre Abopreise staffelt.

Die unterschiedlichen Gäste sollen nicht nur lecker „anspruchsvolle Küche“ essen, sondern auch miteinander ins Gespräch kommen. Künstlerische Veranstaltungen, Ausstellungen und eine Ecke im Restaurant, die zur Theaterbühne umfunktioniert werden kann, sollen helfen, etwaige Hemmschwellen abzubauen – gemäß den Erfahrungen aus Christoph Schlingensiefs „Mission“.

Schließlich schafft der Zinken auch Arbeitsplätze. Zehn erwerbslose Frauen werden sich dort, gefördert von der Arbeitsbehörde, zu Fachgehilfinnen im Gastgewerbe qualifizieren.

Öffnungszeiten: Di-Fr 12 bis 24 Uhr, Sa+So 11 bis 1 Uhr