Wollkämmerei im Millionen-Minus

■ Dramatische Verluste im Jahr 1998 wegen der Asienkrise führen weiter zu Kurzarbeit

Die Bremer Woll-Kämmerei (BWK) ist in eine tiefe Krise geraten. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr im Konzern einen Verlust von 21,8 Millionen Mark eingefahren. Der Anteil der BWK AG betrage daran minus 20,1 Millionen Mark, sagte Vorstandsvorsitzender Gerhard Harder gestern auf der Bilanzpressekonferenz. „Wir haben einen Verlust gemacht, und der ist heftig.“

Die schlechte wirtschaftliche Lage in Asien habe die gesamte Wolltextilindustrie in „die tiefste Krise seit 25 Jahren gestürzt“. Niedrige Wollpreise, Nichterfüllung von Abnahmekontrakten sowie hohe Auftragsrückgänge kennzeichneten laut Harder den Markt 1998.

Seit Oktober arbeitet in der Bremer Kämmerei ein Drittel der Belegschaft kurz. Mit dem Betriebsrat würden derzeit Gespräche für ein „tragfähiges Zukunftskonzept“ erarbeitet, sagte Harder. Mögliche Kündigungen wollte er nicht bestätigen. Insgesamt „werden wir das Problem in den Griff kriegen“, betonte er. Auch im nächsten Jahrtausend werde in Bremen Wolle gekämmt. Die Bremer Belegschaft schrumpfte von über 1.000 Mitarbeitern vor einigen Jahren auf 612 Ende 1998.

Die Umsatzerlöse sanken im Konzern von 790,8 auf 677,3 Millionen Mark. Als Bilanzergebnis bleibt nach Verrechnung mit dem Gewinnvortrag aus 1997 und der Entnahme aus Gewinnrücklagen ein Minus von rund 2,9 Millionen Mark. Im Vorjahr hatte das Unternehmen nach vier Jahren erstmals wieder eine Dividende von drei Mark je Aktie ausgeschüttet. Harder: „1997 meinten wir, es geschafft zu haben, doch die Marktentwicklung hat uns einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.“

Das Ergebnis pro Aktie wird in der Bilanz für 1998 mit minus 29,25 Mark ausgewiesen nach 16,98 Mark im Vorjahr. Das Gezeichnete Kapital beträgt unverändert 37,3 Millionen Mark. Der Kurs der 50-Mark-Aktie stand am Mittwoch bei 41,50 Mark. Der Höchstkurs in diesem Jahr lag bei 84,36 Mark. dpa