Letzte Tage im Bunker „Valentin“

Nach langen Verhandlungen schickte das Bonner Verteidigungsministerium dem Bremer Theater die Genehmigung: Seit zwei Wochen probt Hans Kresnik im alten U-Boot-Bunker in Farge Karl Kraus' Apokalypse „Die letzten Tage der Menschheit“ – Fünf Beobachtungen von  ■ Claudia Hoppens

Die Leute vom benachbarten Marine-Depot schauen skeptisch durch das blaue Stahltor: Schreie hallen durch den riesigen U-Boot-Bunker „Valentin“ in Bremen-Farge, ein Regisseur gibt Anweisungen, ein Techniker spielt infernalischen Lärm vom Tonband ein. Wo man sonst nur die Geräusche einzelner Vögel und Wasser von der über 20 Meter hohen Decke tropfen hört, soll ab Juni Theater gespielt werden. Seit rund zwei Wochen studieren der Ex-Tanzchef am Bremer Theater, Hans Kresnik, und ein 18köpfiges Ensemble in der Ruine aus dem Zweiten Weltkrieg Karl Kraus' Weltkrieg-I-Apokalypse „Die letzten Tage der Menschheit“ ein. Mit Ausnahme von Führungen und einer Will-Quadflieg-Lesung vor zwei Jahren wird der rund 500 Meter lange Koloß damit zum ersten Mal kulturell genutzt.

Die Inszenierung im Bunker, an dessen Bau zwischen 1943 und 1945 Zehntausende von Zwangsarbeitern beteiligt waren und mindestens 4.000 starben, ist das erste Projekt des Bremer Theaters zur Jahrtausendwende. Nach der Premiere am 3. Juni soll das durch den Kosovo-Krieg mit zusätzlicher Brisanz aufgeladene Anti-Kriegsstück in diesem und im nächsten Jahr 40 mal gezeigt werden. Karten kosten (incl. Schiffs-transfer vom Martinianleger 60 (erm. 40) Mark. Eine Reportage über das Projekt finden Sie in den nächsten Tagen im überregionalen Kulturteil der taz. ck

Karten und weitere Infos unter Tel.: 36 53 333