■ beiseite
: Musik von Bernd

„John Cage“, schreibt Bernd Friedmann in seiner kleinen Geschichte der Avantgardemusik, „hatte das radikalste Konzept von Chillout: Durch das Öffnen des Fensters sei er bereits versorgt.“ Der interessantere Kosmos befindet sich auf der Straße vor dem Fenster, nicht in der Milchstraße über dem Dach. Deshalb: Nicht „Apollo“, sondern „on land“ – am Boden also – heißt Brian Enos herausragendes Ambient-Werk. Friedmann macht mit Geräuschen, was Ernst Jünger mit Insekten zu tun pflegte: sammeln, katalogisieren und interpretieren. Kartonweise stapelten sich einst in seinem Kölner Studio die Disketten mit Samples, die vom Werbejingle über illegal mitgeschnittenen Polizeifunk bis zu den per Mikrofon eingefangenen Alltagsklängen reichten – das Rohmaterial des Komponisten. Doch Friedmann weiß, wie man Pop buchstabiert. Er will „Annäherung schaffen mit Mitteln, die bekannt sind“. Er will aber „damit auch brechen, um etwas Neues zu schaffen“.

Wenn also die Grenzen zur Dissonanz auf breiter Front schnurstracks überschritten werden, kann man sicher sein, daß bald freundliche Melodien vermittelnd moderieren. Man ißt, was Friedmann auftischt. Schon als Heranwachsender genoß Friedmann die Klänge, die entstehen, wenn gespannte Gummibänder über Pappschachteln schwingen, und machte daraus seine ersten Stücke. Das Studium der freien Kunst eröffnete ihm den unkonventionellen Zugang zur Musik. Seit 1990 veröffentlicht Friedmann unter Namen wie Some More Crime, Drome und Nonplace Urban Field einen unüberschaubaren Output. John Peel kürte einst ein Some-More-Crime-Stück zum Song des Jahres und ermöglichte damit einen Deal mit dem britischen Label Ninja Tunes. Es sind also einmal mehr die Engländer, die die Deutschen auf ihre psychedelisch entrückten Krauts hinweisen. Nils Michaelis

Heute im Maria ab 22 Uhr