■ Jugoslawien: Welche politische Zukunft hat Vuk Draskovic?
: Bis zum bitteren Ende

Vuk Drakovic sagte mutig, was er zu sagen hatte, und wurde aus der jugoslawischen Regierung gefeuert. Nicht so sehr seine Kritik des Regimes, dessen Vertreter er selbst ist, seit er Anfang des Jahres den Posten des jugoslawischen Vizepremiers annahm, sondern sein Vorschlag für die Einstellung des Krieges und der Beendigung der Kosovo-Krise machten Europa und Amerika hellhörig – und den jugoslawischen Präsidenten Miloevic böse.

Drakovic schlug die Stationierung von bewaffneten UN-Friedenstruppen im Kosovo vor und setzte sich für die Rückkehr aller kosovo-albanischen Flüchtlinge ein. Eine für die Nato durchaus akzeptable Verhandlungsgrundlage, die dem Kosovo eine breite Autonomie und Jugoslawien Souveränität und territoriale Integrität garantieren würde. Doch Miloevic will nach wie vor nur die Präsenz von unbewaffneten internationalen UN-Beobachtern unter russischer Führung dulden. Alles andere betrachtet Miloevic als Okkupation Serbiens.

Miloevic scheint immer noch felsenfest davon überzeugt zu sein, daß der Nato allmählich die Luft ausgeht, daß der Druck der Öffentlichkeit in den Mitgliedsstaaten der westlichen Allianz gegen die „verbrecherische Aggression“ immer größer wird, daß der Wille seines Volkes, das Vaterland zu verteidigen, die Moral der Armee kaum geschwächt sind. Sollte Miloevic tatsächlich bis zum bitteren Ende gehen, könnte dies den momentan anscheinend von seiner eigenen Tapferkeit erschrockenen Drakovic dazu bewegen, zu tun, was er am besten kann: Massendemonstrationen gegen das Regime organisieren.

Denn Drakovic ist überzeugt, daß das „wichtigste nationale Interesse der Serben“ sei, die Zerstörung des Landes aufzuhalten, die schon jetzt erschreckende Ausmaße angenommen hat. Dann könnte sich der monarchische Wirrkopf, trotz all seiner Schwächen, als ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Ansprechpartner des Westens erweisen.

Doch wenn Miloevic tut, was er am besten kann, nämlich im letzten Augenblick einen atemberaubenden Salto mortale zu machen und doch noch die Stationierung von bewaffneten Friedenstruppen im Kosovo zuzulassen und das seinen Volksgenossen als Sieg zu präsentieren, hat Drakovic endgültig seine abenteuerliche politische Karriere beendet.

Die aktuelle Realität ist jedenfalls, daß Miloevic der einzige relevante Verhandlungspartner in Jugoslawien ist. Nur er kann über Krieg und Frieden bestimmen. Andrej Ivanji