Pilsener Ring aufgeflogen

■ Deutsche und tschechische Fahnder nehmen Menschenschmuggler fest

München (rtr) – Deutsche und tschechische Ermittler haben einen international tätigen Schleuserring ausgehoben und 52 Verdächtige festgenommen. Die Operation „Tornado“ habe sich gegen eine Gruppe gerichtet, die nach Einschätzung von Polizei und Staatsanwaltschaft mehr als 1.000 Menschen, insbesondere Kosovo-Albaner, nach Deutschland eingeschmuggelt haben soll, teilten die Behörden in Tschechien und Deutschland gestern mit. Unter den Festgenommenen befänden sich der mutmaßliche Kopf der Gruppe sowie zwei tschechische Grenzpolizisten.

Die Ermittlungen gegen die Pilsener Gruppe laufen seit Juni 1998. Die Gruppe ist nach Erkenntnissen der tschechischen Behörden eine von zahlreichen internationalen Gruppen, die von der Slowakei, Ungarn, Albanien und Jugoslawien aus über Tschechien Flüchtlinge nach Deutschland brächten. Der Pilsener Ring soll neben der gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusung von Menschen nach Deutschland, für die er 3.000 Mark pro Kopf verlangt habe, auch Drogen geschmuggelt haben. Zugeschlagen hätten die Behörden in Deutschland und Tschechien am 23. April, als rund 50 Personen von der Slowakei aus über Tschechien nach Deutschland gebracht werden sollten. Bei 15 Razzien in Deutschland seien neun mutmaßliche Mitglieder des Rings festgenommen worden. In Tschechien seien 43 Verdächtige inhaftiert worden.

Mutmaßlicher Drahtzieher sei der 34jährige Fazlija B. Er sei in Deutschland schon wiederholt mit der Polizei in Konflikt gekommen, etwa wegen Waffenbesitzes und Urkundenfälschung. Nach der Ablehnung seines Asylantrags in Deutschland habe B. in Pilsen und Prag gewohnt, wo er als Im- und Exportkaufmann aufgetreten sei.