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Hoffnung auf klare Verhältnisse

■ Nepal erlebte in neun Jahren acht Regierungen. Jetzt sollen Wahlen für Klarheit sorgen, doch die Chancen dafür sind gering

Delhi (taz) – Im Himalaja-Königreich Nepal haben gestern die dritten Parlamentswahlen seit der Einführung der Demokratie 1990 begonnen. Knapp 14 Millionen Stimmbürger waren zum Urnengang aufgerufen. Am 17. Mai folgt ein zweiter Wahlgang. Dieser ist nötig, weil sonst die 30.000 Sicherheitskräfte nicht ausgereicht hätten, um für einen ungestörten Wahlablauf zu sorgen. Denn die maoistischen Rebellen im Westen und in der zentralen Gebirgsregion haben unter Androhung von Gewalt zum Wahlboykott aufgerufen. In den beiden Tagen vor der Wahl starben bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Maoisten 14 Menschen.

Die Auszählung der Stimmen beginnt erst am Ende des zweiten Wahltags. Für die 205 Parlamentssitze bewerben sich 2.200 Kandidaten aus 41 Parteien. Die Kommunisten, der Nepali-Kongreß und die Nationaldemokraten, die das politische Spektrum von links bis rechts abdecken, haben als einzige Parteien für alle Wahlkreise Kandidaten aufgestellt.

Ziel des leicht vorgezogenen Urnengangs ist die Herstellung klarer Mehrheitsverhältnisse, ohne die, laut dem abtretenden Premierminister G.P. Koirala, die Demokratie in Gefahr sei. Nepal hatte in den vergangenen neun Jahren wegen ständig wechselnder Allianzen acht Regierungen. Die Zunahme von Kleinparteien und die Risse in den großen Parteien weisen allerdings auf eine weitere Zersplitterung hin. Die Kommunisten und die Nationaldemokraten haben sich in zwei Flügel gespalten. Im regierenden Nepali-Kongreß konnte eine Spaltung nur verhindert werden, weil der Premierminister Koirala seinen Posten dem 75jährigen K.P. Bhattarai freimachte. Das Problem liegt dabei weniger in der hohen Anzahl der Parteien als in deren mangelnder Erfahrung mit Koalitionen.

Trotz der weitverbreiteten Armut sind die Politiker bisher nicht imstande, ihre Arbeit auf die Reduzierung dieses Problems zu konzentrieren. Laut Weltbank zählt Nepal mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 210 US-Dollar als einziges nichtafrikanisches Land zu den zehn ärmsten Staaten der Welt.

Es wird sich zeigen, ob die seit 1996 wachsende Bauernrevolte der Maoisten den nötigen Druck auf die Politiker erzielen wird. Bisher beschränkte sich die Guerilla auf die unzugänglichen Regionen und hat weder Entwicklungshilfe noch Tourismus beeinträchtigt. Sollte sie sich aber auf das Tal von Kathmandu ausbreiten und ausländische Experten und Trekking-Touristen ins Schußfeld nehmen, würden die beiden wichtigsten Pfeiler der Wirtschaft ins Wanken kommen und die Krise verschärfen. Bernard Imhasly

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