FDP kritisiert Wirtschaftspolitik

■ Daewoo-Ansiedlung „fragwürdig“, für Bremerhaven „schädlich“

Claus Jäger, von 1991 bis 1995 Wirtschaftssenator Bremens, hat an der derzeitigen Wirtschaftspolitik „seines“ früheren Ressorts viel auszusetzen. „Ich finde die Ansiedlung von Daewoo auf dem Vulkan-Gelände ebensowenig überzeugend wie die Verlagerung des Großmarktes in das Überseehafen-Gebiet“, sagte er gestern. Falls Bremen 20 Millionen Mark für die Infrastruktur des Vulkan-Geländes zahlen müsse, damit dort 20.000 Autos pro Jahr abgeladen werden können, dann sei das kein vertretbares Kosten-Nutzen-Verhältnis. Weder die Weser noch die Straßenverbindung über den Ihlpohler Kreisel seien für großen Auto-Handel geeignet. Zudem ist für Jäger offen, ob sich Daewoo bei den Konzentrationstendenzen auf dem Weltmarkt noch lange als eigene Firma halten könne.

Wenn die deutsche Auto-Logistik-Firma Egerland für Daewoo in Bremen-Nord investiert, so schließt sich Jäger der Kritik des Bremerhavener Autoimporteurs Egon Harms an, dann nicht wegen der 20.000 Pkw von Daewoo, sondern um eine eigene Kaje zu bekommen. Genau dies, Besitz an der Kaje, wurde den großen Bremerhavener Auto-Importeuren von der Politik bisher verweigert. Mit eigener Kaje wäre das Abladen der PKW preiswerter zu machen als über die staatliche Lagerhaus-Gesellschaft, das würden die Bremerhavener auch gern. Rentieren würde sich aber der neue Auto-Standort Vulkan nur, wenn Egerland den Bremerhavener Auto-Importeuren ein gutes Stück ihrer Aufträge wegnehmen kann. Die teure Ansiedlung von Daewoo/Egerland sei also unter dem Strich „höchst fragwürdig“, schließt Jäger. Einziger Grund: „Die Koalition will ein schnelles Erfolgserlebnis präsentieren.“ Auch auf der Brache der AG Weser habe Bremen, so Jäger, die überstürzte Entscheidung für einen Unternehmer in den 80er Jahren später teuer bezahlen müssen. für den Auto-Umschlag sei Bremerhaven aus verschiedenen Gründen ein „optimaler Standort“, Bestandspflege tue Not in Bremen.

Die Ortspolitiker in Bremen haben erhebliche Probleme mit dem Ansiedlungsprojekt, sowohl in der SPD wie in der CDU. Bernd Neumann, in Bremen-Nord ansässiger CDU-Landesvorsitzender, hatte jüngst in einem Interview in der Norddeutschen den CDU-Wirtschaftssenator Josef Hattig völlig aus der Verantwortung für die Daewoo-Entscheidung herausgenommen und davon gesprochen, Staatsrat Frank Haller und BIG-Chef Ulrich Keller hätten die Daewoo-Ansiedlung entschieden. K.W.