: Der Sound für Orks
■ Die Vorschau: Subway To Sally spielen am Sonntag nicht nur für Mittelalterfreaks
„Es war einmal ...“ So müßte eigentlich eine Ankündigung für Subway To Sally beginnen. Denn wohl keine Band in Deutschland ist näher dran an dem märchenhaft-verkitschten Charme vergangener Fantasy-Epochen als die Band aus Potsdam, die auf ganz wundersame Weise Schalmei und E-Gitarre verquickt.
Subway To Sally haben das Genre „Mittelalter-Rock“ quasi erfunden. Eigentlich begannen sie als eine recht normale, wenn auch etwas schlaffe Indie-Gitarrenband. Das ist mittlerweile aber nun viele Jahre und fünf Alben her. Irgendwann so um das zweite Album herum schlichen sich mehr und mehr Gaukler- und Schalmeienklänge ein. Auf ihrem vierten Album „MCMXCV“ perfektionierten die Potsdamer endlich ihren Stil. Folkige, leichte Weisen kündeten vom Leben, von Heldentum und vom Dahinscheiden. Wenn es um Mittelalter, Minnegesänge und Schalmei geht, kann keine Band in Deutschland den Potsdamern das Wasser reichen.
Das blieb auch einem eigenartigen Menschenschlag nicht verborgen, der weitgehend unerkannt unter uns lebt: Den Rollenspielern – jenen Charakteren also, die zusammenkommen und sich einbilden, als Elfen. Zauberer oder sonstige Spielcharaktere gemeinsam imaginäre Abenteuer zu erleben. Das Rollenspieluniversum, in dem es Hobbits, Zwerge, Orks und andere Fantasiegeschöpfe gibt, ähnelt verblüffend dem, das Subway To Sally musikalisch und textlich erschaffen. Die Band zupft erbauliche Weisen, spielt frenetisch zum Reigen auf und singt dabei Stücke wie „Henkersbraut“ oder „Die Rose im Wasser“.
Die Folge: Subway To Sally kommen gerne dahin, wo die Rollenspieler sind, und feiern dort Riesenerfolge. Sie spielen vorzugsweise in der Nähe von Veranstaltungen wie dem Mittelalterfestival am Weserufer an diesem Wochenende. Und die Rollenspieler, die ihnen längst verziehen haben, daß das neuste Album „Hochzeit“ auch unmittelalterlich-harte Wummergitarren beinhaltet, gehen dahin, wo Subway To Sally sind. Allerdings vermutlich in zivil. Aber wenn doch jemand morgen abend im Modernes wie ein kleiner Ork ausschaut oder Elfenohren trägt, dann wissen Sie ja, warum.
Lars Reppesgaard
Konzert: Sonntag, 9.5., um 20 Uhr im Modernes
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen