piwik no script img

Gegen Krieg und für Frieden

■  Ein Ende des Nato-Bombardements will die heutige Demonstration - und einen Frieden im Kosovo, sagt Wolfgang Kühr vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), einer der Redner

taz: Ist die heutige Demonstration eine Friedens- oder eine Anti-Kriegs-Demonstration?

Wolfgang Kühr: Sie ist beides. Sie ist eine Anti-Kriegsdemonstration, weil sie sich gegen die Bombardierung von Jugoslawien durch die Nato richtet. Sie ist aber auch eine Friedensdemonstration, weil wir die Situation im Kosovo nicht ausblenden wollen und für eine friedliche Lösung des Konflikts eintreten.

Die Demonstration findet zu einer Zeit statt, in der sich eine Annäherung der Verhandlungspositionen der Europäer mit der Position Rußlands abzeichnet. Welchen Sinn macht da noch eine Demonstration?

Inwieweit es diese Annäherung gibt und was das für das Ende des Krieges bedeutet, ist nach wie vor fraglich. Zwar wird eine solche Annäherung derzeit betont. Ich habe aber den Eindruck als würde da auch der Sonderparteitag der Grünen am 13. Mai eine Rolle spielen, um die Bedenken der Kriegsgegner dort zu beruhigen.

Wie könnte nach Ansicht der Friedensbewegung eine friedliche Lösung des Konflikts aussehen?

Wir haben uns bisher für einen sofortigen Stopp der Bombardements ausgesprochen, um so Raum zu schaffen für ernsthafte Verhandlungen. Und hieran darf nicht nur Rußland beteiligt sein, hier müssen auch die Vereinten Nationen und die OSZE beteiligt werden.

Die vergangenen Friedensdemonstrationen wurden oft von einzelnen Gruppen, etwa serbischen Nationalisten, dominiert. Was unterscheidet die heutige Demonstration von den vorherigen.

Es ist eine Demonstration der verschiedenen Bewegungen, der Friedensbewegung, sozialer Bewegungen, der Umweltbewegung und nicht einer Partei. Das spiegelt auch das Rednerspektrum wieder. Es wird da nicht möglich sein, diese Demonstration für einzelne Zwecke zu vereinnahmen.

Sie haben das Rednerspektrum angesprochen. Wie sollen Jugendliche der späten neunziger Jahre von Friedensveteranen der 80er wie Ton Veerkamp und Horst-Eberhard Richter oder Symbole wie der weißen Taube im blauen Kreis angesprochen werden? Ist das nicht der Geist von Mutlangen, mit dem sich heute keiner mehr mobilisieren läßt?

Das glaube ich nicht. Unser Spektrum ist ja sehr vielfältig und umfasst auch Schüler- und Studentenvertretungen. Alle werden sich in den Rednerbeiträgen wiederfinden.

Eine letzte Frage zum Datum. Auf den 8. Mai berufen sich nicht nur die Kriegsgegner, sondern auch die Befürworter der Nato-Bomben. Warum dieses Datum?

Weil es das Datum ist, das in der Friedensbewegung von jeher mit dem Ende des 2. Weltkrieges und der Forderung 'Nie wieder Krieg' verbunden ist.

Die Bewürworter sagen 'Nie wieder Ausschwitz'.

Trotz allem Schrecklichen, was dort passiert, glaube ich nicht, daß sich die Vertreibung im Kosovo mit Ausschitz vergleichen läßt. Da würden die ungeheuerlichen Ereignisse der Vergangenheit relativiert werden.

Interview: Uwe Rada

Auftaktkundgebungen 12 Uhr Nollendorfplatz und Velodrom, Abschlußkundgebung 14 Uhr Gendarmenmarkt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen