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Inliner gegen Anwohner

■ Krisenintervention auf der Ausflügler-Rennstrecke Blocklander Deich: Naturschützer Janssen setzt auf „Entzerrung“ und ruft zum Skaten und Radeln auf neuen Wegen auf

Fünf Minuten später war nur noch die kleine Blutlache auf dem Asphalt zu sehen – entstanden beim Sturz eines Inliners. Kaum war der Krankenwagen weggebraust, ging das Treiben von Rennradfahrern, Inline-Skatern, Radlern und Fußgängern auch schon munter weiter: Ein solcher Unfall auf dem Blocklander Deich ist zwar ein übler Einzelfall. Doch das Naherholungsgebiet entpuppt sich mittlerweile an Sonn- und Feiertagen zur über und über bevölkerten Rennstrecke für bewegungslustige Inline-Skater und Radler.

Zum Leidwesen der hiesigen Deichbewohner, die sich inzwischen mit Plakaten zur Wehr setzen – und ihre Beweglichkeitsbedürfnisse mit dem eigenen Auto nun auf Großleinwänden artikulieren: “Hier wohnen Menschen, de hevt een Auto“ – „Ok Du hest uptopassen“. „Ich kann die Probleme der Blocklander Einwohner ja verstehen“, sagt Bremens oberster Naturschützer Gerold Janssen zu solchen Forderungen – und schaltet sich jetzt mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) ein in den regionalen Verkehrswegestreit zwischen Skatern und Blockland-Bewohnern.

Ihr Vorschlag: Akute Krisenintervention. Ganz vorne steht dabei aber die Forderung: „Keine Diskriminierung von Radlern und Skatern“. Beide Seiten müßten lernen, „miteinander auszukommen“, meint Janssen von der „Bürgerini-tiative für die Erhaltung des Hollerlandes“ – also folglich alle: Die Menschen mit Auto und all jene, die im Blockland Naherholung suchen. Das aber gehe nur durch die „Entzerrung des Nahverkehrsstromes“.

Alle Ausflügler nämlich würden doch immer nur über die immer gleichen Wege auf den Blocklander Deich stoßen. „Und dann staut sich alles bei Dammsiel“, kritisiert Janssen. Sein Gegenvorschlag: Statt alle weiter über den Kuhgrabenweg und die Hemmstraße radeln und skaten zu lassen, solle man besser auf „bisher unbekannte Wege aufmerksam machen“. Und die wären: zum Beispiel über die Blocklander Heerstraße zum Kuhgrabensee fahren und dann an der A 27 vorbeiradeln hinein ins schöne Hollerland. Denn da gebe es einen Weg parallel zum Jan-Reiners-Weg, „der ist längst da und toll, nur den kennt eben keiner“.

Und auch in die Nähe der Borgfelder Kuhweiden könne man doch viele Ausflügler locken: Denn auch da gebe es einen Deich (der Kreuzdeich) zum Radeln und Spaziergehen. Allerdings ist einer der begehbaren Wege gepflastert. „Da müßte man eben gemeinsam dafür sorgen, daß da eine Asphaltdecke hinkommt“, sagt Janssen.

Jetzt fehlten nur noch die bislang nicht angebrachten „Schilder für unbekannte Wege“ und ein bißchen mehr Öffentlichkeitsarbeit – und schon könnten sie sich endlich wieder vertragen, die „Menschen die een Auto heevt“ und die „Menschen, de Naherholung söken“ auf dem Blocklander Deich. kat

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