Duell mit der Stehlampe

■ Schön abstrus: „Die Männer vom K 3 – Blutsverwandtschaft“

Im Leben trifft man sich immer zweimal. Um so schlimmer, wenn man's beim ersten Mal verdorben hat. Wie Herbert Schuster beispielsweise. Vor siebzehn Jahren brach er zwei schönen Frauen das Herz, was man bei dem Namen gar nicht glauben mag. Anja wurde Trinkerin und Marianne erst psychotisch und dann Toilettenfrau. Jetzt, auf der Herrentoilette des Hamburger Bahnhofs, scheint der Tag der Abrechnung nah. Marianne ist zerbrechlich, wenn auch eher seelisch, und Abrechnungen funktionieren nur nach dem Lawinenprinzip. Ein kleiner, aber netter Sauhund von Strichjunge muß also nachhelfen. Sein Name ist Klaus, und als Zuschauer soll man denken, daß Klaus Anjas Sohn ist. Dieser Fernsehkrimi von Dror Zahavi ist verwickelt, ja sogar abstrus, aber durchaus sehenswert. Erst fällt ein Schuß in Blankenese, dann wird an der Alster gewürgt, und am Ende duelliert man sich mit der Stehlampe – wo genau, weiß ich leider nicht. Es wird geneidet, betrogen und erpreßt, daß man als Sympathisant seine Freude hat, und dies alles hübsch unübersichtlich. Das Wirrwarr ist richtig so, auf daß man nicht gleich weiß, wie alles Würgen und Schießen zusammenhängt. Die Kernfrage hinter dieser „Männer vom K 3“-Folge ist dem geübten Krimi-Gucker indes geläufig: Wer hat den längeren Atem – der kleine Freizeitgauner oder der große böse Ganztags-Kriminelle? Auch haben die Polizisten hier wieder „Ahnungen und so Gefühle“ anstelle von Genie, was alles aber nichts macht, denn die Rollen sind gut gespielt und sämtliche Milieu-Zutaten eher lakonisch denn sozialpädagogisch. Noch ein Plus: „Blutsverwandtschaft“ zeigt eine der schönsten Szenen einer aufkommenden Neigung zwischen zwei jungen Männern. So traurig kann Verlieben sein, und der kleine Mann ist sowieso immer der Dumme. Am Ende gibt es dennoch eine dicke Überraschung mit der zerbrechlichen Marianne. Traue nie dem Schein – auch Brot muß sein. Anke Westphal ‚/B‘„Die Männer vom K3“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD