„Es gibt keinen Anlaß zur Euphorie“

■ VfB Lübeck steht nach Sieg über Konkurrent Osnabrück kurz vor dem Aufstieg in die 2. Liga

Ja, was denn nun. Da bezwingen die Kicker vom VfB Lübeck am Sonnabend im „Endspiel“ der Regionalliga Nord den Rivalen aus Osnabrück mit 1:0 (0:0), übernehmen am vorletzten Spieltag die Tabellenspitze – und Spieler plus Trainer zeigen nach dem Match kaum Enmotionen. Das obligatorische Rumhoppeln vor den Fans, ein Busserl für die „Spielerfrauen“ (denn „Spielermänner“ sind in Kreisen kickender Kerle noch immer ein Tabu!), das war's. „Es gibt keinen Anlaß zur Euphorie“, beschied Lübecks Coach Uwe Erkenbrecher. Und der VfB-Strippenzieher im Mittelfeld Oliver Schweißing drohte gar mit grimmiger Mine: „Wer feiert, fliegt 'raus!“

Grund für den begrenzten Freudentaumel: Der VfB Lübeck muß am Freitag noch sein Spiel bei Holstein Kiel gewinnen. Erst dann kann in den Aufstiegsspielen gegen Nordost-Meister FC Chemnitz die Rückkehr in die 2. Liga gelingen.

Die Balltreter aus Lübeck jedenfalls starteten ins Match, als wollten sie jegliche Feierstimmung an der mit 18.000 Zuguckern ausverkauften Lohmühle im Keime ersticken – dem VfL Osnabrück gehörten die ersten 20 Minuten der Partie. So durfte sich der VfB bei Torwart Frank Böse bedanken, daß es nicht schon nach 13 Minuten durch Chancen von Martin Przondziono (3.), Marc Bury (5.) und Kai Wennschlag (13.) 3:0 für Osnabrück stand.

Bald jedoch paßte sich Osnabrück dem Niveau der Lübecker an. Hektik und Konfusion bestimmten das Spiel. Auffällig allein die begrenzten Zärtlichkeiten unter den Akteuren: Joe Enochs rangelte mit Oliver Schweißing, Frank Böse scharmützelte mit Daniel Thioune und Lübecks Jan-Uwe Gundel raufte mit Greg Schwager – alles ohne nennenswertes Eingreifen von Referee Florian Meyer. Das nebenbei auch noch Fußball gekickt wurde, verdeutlichte in der 37. Minute Lübecks Holger Wehlage, als er freistehend am VfL-Keeper Uwe Brunn scheiterte.

Eben diesem Uwe Brunn war es vorbehalten, in der zweiten Hälfte den Part der tragischen Figur des Tages abzugeben. Der von Experten als bester Torwart der Liga gehandelte Brunn ließ in der 70. Minute einen schlappen Fernschuß von Dirk Bremser zum 1:0 für Lübeck durch Hände und Beine hopsen. Das Spiel war entschieden und Osnabrücks Trainer Gerd-Volker Schock traurig: „Es ist eine Tragik, durch solch ein Tor zu verlieren“, klagte er. Doch Schock hofft weiter: „Wir müssen jetzt gegen Arminia Hannover gewinnen und sehen, was in Kiel passiert.“ In der Partie gegen Lübeck geht es für Holstein allerdings um nichts mehr. Erkenbrecher freut sich dennoch auf das Finale in der Landeshauptstadt. Und danach darf in der Hansestadt endlich gefeiert werden. Oder immer noch nicht?

Kickers Emden steht nach dem 2:2-Remis gegen Oldenburg am Freitag als Absteiger fest, die HSV-Amateure sicherten sich mit einem 2:1 am Sonnabend gegen Meppen die Klasse. Matthias Anbuhl